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Der Sony PCM-F1
inmitten seiner Familie. Alle drei Geräte bilden eine komplette
audiovisuelle Anlage. Der Videorecorder (oben) macht Aufnahmen
vom Tuner (unten, gleichzeitig IR-Fernsteuerungsempfänger)
oder vom PCM-Prozessor (Mitte). Die Bedienungsknöpfe sind
in Form und Farbe gut gegeneinander abgesetzt, die Laufwerktasten
wirklich blind erfühlbar, kritische Tasten zum Schutz vor
Fehlbedienung versenkt. |
Der
PCM-Prozessor Sony PCM-F1 |
Test |
Er sieht dem Wunschtraum
von einem transportablen Cassettenrecorder so ähnlich,
aber eines vermißt man dann doch beim näheren Hinsehen
: Wo ist das Cassettenfach und wo sind die Laufwerktasten? Alle
anderen notwendigen Ausstattungsmerkmale sind vorhanden: Aussteuerungsanzeigen
(auch zur Batteriekontrolle), getrennte Aussteuerungssteiler,
eine Aufnahme-Mute-Taste, Mikrophon- und Kopfhörerbuchsen,
letztere mit Pegelabschwächer. Des Rätsels Lösung:
Es fehlt noch der (zweieiige) Zwillingsbruder, das Laufwerksteil
SL-F1E bzw. für Profis der SL-2000 (NTSC!). Und dann ist
da noch der gehörige Unterschied, daß es sich um
Videocassetten dreht und die Aufzeichnung eben in studioähnlicher
Qualität digital erfolgt und nicht, wie bei den seltenen
netzunabhängigen Compactcassetten-Recordern, in (unnötig
stark) eingeschränkter Qualität. Aber ist die Technik
mittlerweise wirklich so weit fortgeschritten, daß man
sich die Studiotonbandmaschine so locker leicht und über
die Schulter(-n) hängen kann? |
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Immerhin 2 x 23 Segmente umfaßt die LED-Aussteuerungsanzeige
des PCM-F1, und zwar für den Pegelbereich von -50 bis 0
dB. Hinzu kommt ein weiteres Segment als Betriebsbereitschaftskontrolle
bei -∞ dB, und weit wichtiger, eine OVER-Anzeige. Da kein
Farbwechsel bei der nur grünen LED-Anzeige vorhanden ist,
hebt sich hier der rötliche Schriftzug OVER deutlich ab.
Während die normale Aussteuerungsanzeige "nur"
analog arbeitet, funktioniert die OVER-Anzeige in der digitalen
Ebene. Damit können auch die allerkürzesten Impulse,
die zur Übersteuerung führen, erfaßt werden
(siehe auch Kasten auf Seite 558). Um auch leisere kurze Impulsspitzen
als Vorwarnung gut ablesen zu können, ist eine Peak-Hold-Schaltung
bei der LED-Kette vorgesehen. Dabei kann man wählen, ob
der höchste vorgekommene Anzeigewert "immer und ewig"
gespeichert oder nach kurzer Zeit zurückgesetzt wird (AUTO
PEAK HOLD).
Um den Ladezustand des Akkus kontrollieren zu können, ist
die Aussteuerungsanzeige umschaltbar. Man kann auch einen Wert
für die korrekte Abtastung der Videospuren ablesen, um
den Tracking-Steller des Recorders abzugleichen. Das ist allerdings
keinerlei Ersatz für eine Fehlerratenanzeige (Kasten auf
Seite 548). Die Aufnahmepegel sind problemlos für jeden
Kanal getrennt einstellbar, auch ist die Einstellung durch die
klare Skalierung sehr einfach reproduzierbar. Beides hilft nicht
nur bei Mikrophonaufnahmen. Die Mikrophone sind an der Frontplatte
anschließbar (Klinken). An einem kleinen Kippschalter
wird auf die Hochpegel-Line-Eingänge umgeschaltet (vergoldete
Cinch auf der Rückfront).
Stillstandton
Zwei weitere Kippschalter erlauben wichtige Funktionen. Zum
einen ist "Digital Copy" möglich, also eine fehlerkorrigierte
(!) Kopie eines PCM-Bandes, zum anderen das Abschalten der Mutingfunktion.
Diese Funktion kann bei quasiprofessioneller Anwendung helfen.
So erlaubt dieser Schalter, auch stark gestörte Bänder
doch noch (wenn auch ohne HiFi-Qualität) abzuspielen. Das
Gerät schaltet dann bei stark gestörten Digitalcodes
nicht mehr ab, sondern "frißt" sich etwas knackend
und knatternd durch die Musik. Auch kann man hiermit eine Art
Cueing oder - wenn es denn zur Spielerei sein muß - auch
"Stillstandton" erzeugen. Das Gerät verarbeitet
im ersten Fall auch noch die je nach Recorder mehr oder weniger
gestörten Informationen beim Vor- und Rückspulen mit
Abtastung; das entspricht also dem Bildsuchlauf beim Videobetrieb.
Auch "Standbild"-Abtastung ist möglich. Aber
Vorsicht! Dies ist nicht unbedingt lautsprecherfreundlich, begeistert
jedoch das Kind im Manne.
Digitale Ruhe gefällig?
Nicht zu verwechseln mit der Mutingfunktion ist die auffällige
orange Taste REC-MUTE. Hier hat sich Sony etwas in der Praxis
Hervorragendes einfallen lassen. Da man PCM-Bänder ja nicht
nachträglich schneiden kann, läßt sich mit dieser
Taste - allerdings bei der Aufnahme - der "Dreck"
vor und nach einem Aufnahmestück wegblenden. Drückt
man REC-MUTE, so hört man zwar über Kopfhörer
oder Verstärker das Signal (fast) unverändert weiter,
auf das Band wird aber vollkommene digitale Ruhe aufgenommen.
Dabei wird digital auf Null geschaltet, analog aber die gesamte
Digitalebene umgangen. Man hört sozusagen den Eingangsverstärker
direkt. Das ist eine sehr wirkungsvolle Kontrolle übrigens
auch dann, wenn man bei der Aufnahme nichts hört und sich
auch die Aussteuerungsanzeige nicht regen will. Betätigt
man REC-MUTE und hört dann noch etwas und sieht zappelnde
Aussteuerungsanzeigen, dann liegt der Fehler nicht auf der Eingangsseite;
er beruht dann auf einer fehlerhaften Verbindung zum Videorecorder
oder einem defekten (oder nicht eingeschalteten) Recorder. Ganz
wie gewünscht funktioniert es allerdings nicht. Während
REC-MUTE gedrückt ist, herrscht zwar absolute Ruhe auf
dem Band, vorher und nachher gibt es aber einen Knacks.
Das Problem: Es wird extrem plötzlich von Null auf einen
Signalspannungswert umgeschaltet oder umgekehrt, und das knackt
dann hörbar. Wollte man es besser machen, so müßte
ein Schaltkreis analysieren, wann die Signalspannung gerade
durch Null geht, um genau dann einzuschalten. Die ideale digitale
Rechenschaltung zum weichen Einblenden ist aber (noch?) zu teuer.
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Elektrisch gibt
es zwei Ebenen, die analoge und die digitale. Mechanisch ist
das Gerät in drei Printplatten gegliedert. Nach oben herausgeklappt
ist die Analogplatte. Auffällig sind die drei hellen großen
ICs mit den Kühlelementen im unteren Drittel dieser Platine.
Es sind die zwei A/D-Wandler und der für beide Kanäle
genutzte D/A-Wandler. Im Gerät sieht man noch die Spannungsversorgung
mit den Spannungswandlern und den Stabilisatoren. Rechts erkennt
man das Akkumulatorfach. |
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Im unteren Teil des Gerätes befindet
sich - fein säuberlich abgetrennt - die Digitalplatine.
Auch hier sind natürlich wieder einige Groß-ICs vorhanden.
Links vorn außen der 16-kbit-Datenspeicher (- 2 kByte)
für den daneben plazierten (noch riesigeren) 42-beinigen
Wiedergabe-Datenprozessor. Dieser entwürfelt die Datenwörter,
korrigiert zerstörte Informationen und liefert den richtigen
Code dann an den D/A-Wandler. Weiter rechts sieht man den schnellen
und damit Strom ziehenden Synchronisationsseperator, er ist
unter ein kupferfarbenes Kühlelement geklemmt. Hinten ist
dann noch der Aufnahmeprozessor, der den Fehlercode generiert
und die Daten verwürfelt (Interleaving), als Datenzwischenspeicher
dient auch hier wieder ein 16-kbit-IC (halb verdeckt unter dem
Kabelbaum). In dem silbernen Kästchen sorgsam geschirmt
ist der Wiedergabetaktgenerator, der einerseits sehr stabil
arbeiten muß, andererseits sich dem dauernd leicht verändernden
Eingangstakt (Videorecorder-Gleichlaufschwankungen) anpassen
muß. Im Gerät selbst sind noch der Transformator
für den Spannungswandler und die Relaisplatine sichtbar.
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Und die Praxis?
Bei Sony stellt man auch professionelle Studiogeräte her,
und dieser Einfluß ist beim PCM-F1 zu spüren. Man
weiß offensichtlich um die Nöte des Tonmeisters (auch
des Amateur-"Meisters"). Schalter, die man während
einer Aufnahme tunlichst nicht betätigen sollte, sind von
anderen, die man öfter bedienen muß, abgehoben und
sogar versenkt. So geschützt sind COPY, INPUT und REC-MUTE.
Anders ist es mit TRACKING, PEAK-HOLD und BATT CHECK, hier darf
man sorglos herumspielen und muß es auch zu Kontrollzwecken.
Der Kopfhörer hat einen präzisen Abschwächer
in 6-dB-Stufen. Diese Stufung ist in der Praxis völlig
ausreichend. Wer auf exakte Stereobalance per Kopfhörer
achtet, wird die Vorteile gegenüber einem Stereopotentiometer
mit seinem schlechten Kanalgleichlauf zu schätzen wissen.
Zudem ist die Pegeleinstellung exakt reproduzierbar. Ein weiterer
Vorteil sind die zwei entkoppelten Cinch-Videoausgänge
(getrennte Ausgangsverstärker!). Bei Aufnahmen sind also
problemlos 2 Recorder anschließbar (für Kontrollwiedergaben
muß man allerdings die Wiedergabeleitung umstecken). Dies
haben wir genutzt, um gleichzeitig Aufnahmen auf VHS und Betaformat
zu machen. Damit ist eine Sicherheitsaufnahme vorhanden, falls
sich Drop Outs oder andere Fehler einschleichen. Bei DIGITAL
COPY ist allerdings nur ein Ausgang eingeschaltet. Das verhindert
digitale Rückkopplungserscheinungen über das abspielende
Gerät, solange dieses noch auf Stop steht. Man hat hier
an die armen Ohren und Lautsprecher gedacht.
Während des Digital-Copy-Vorganges ist die Musikqualität
am Line-Ausgang übrigens entgegen der Bedienungsanleitung
nicht leicht gestört. Hier ist bei Sony wohl ein kleiner
Fehler unterlaufen.
Eine Anzeige Copy Prohibiting wird einige Anwender verwundern.
Damit professionell hergestellte PCM-Bänder nicht so einfach
kopiert werden können (was ja ohne Qualitätsverlust
möglich ist), wird bei allen PCM-Prozessoren die Digital-Copy-Funktion
abgeschaltet, wenn ein besonderer Digitalcode in der ersten
Video-Bildzeile gesetzt ist. Am Sony-Prozessor wird dieser Kopier-Schutz
angezeigt. Man kann natürlich ein solches Band direkt von
Recorder zu Recorder kopieren. Probieren Sie es ruhig aus, sie
werden - weil die Fehler halt nicht korrigiert werden - von
der "Qualität" der Direkt-Kopie "begeistert"
sein, speziell, wenn es ein 16-bit-Band ist.
14 oder 16 bit?
Neben den drei Video-Cinchbuchsen findet man noch einen kleinen
Schiebeschalter. Hier zeigt sich eine Besonderheit des Sony
PCM-F1: neben dem bei anderen Prozessoren üblichen 14-bit-Betrieb
kann hier auf die genauere 16-bit-Auflösung umgeschaltet
werden. Damit vermindern sich das Quantisierungsrauschen und
die Verzerrungen, zumal bei kleineren Lautstärken. Die
auf dem Sony-Gerät aufgenommenen 16-bit-Bänder sind
übrigens problemlos mit 14-bit-Prozessoren anderer Hersteller
abspielbar. Die 16-bit-Aufzeichnungsmöglichkeit wurde nämlich
bereits im EIAJ-Standard verankert. Aber jede Sache hat leider
auch ihren Haken. Bei 16-bit-Betrieb wird der Speicherplatz
für die zusätzlichen 2 bit gewonnen, indem man auf
das Q-Fehlerkorrekturwort verzichtet. Die am Digital/ Analogwandler
bestimmte Fehlerrate ist daher bei 16-bit-Aufzeichnungen wesentlich
höher und kann in der Praxis die Freude an der besseren
16-bit-Qualität verleiden. Es hilft die Verwendung eines
guten und gepflegten Recorders und eines hochwertigen Bandes
mit geringer Drop-Out-Häufigkeit (z. B. die teureren High-Grade-Bänder,
siehe hierzu die aktuellen Tests in unserer Schwesterzeitschrift
VIDEO SPEZIAL mit dem im HiFi-Stereophonie-Testlabor speziell
entwickelten Drop Out Counter). Die Frage: Wann 14 bit, wann
16 bit? habe ich für mich so gelöst: Wenn ich eine
Aufnahme nicht wiederholen kann (Live oder Rundfunk), verwende
ich 14 bit, das gilt auch immer dann, wenn ich die Aufnahme
mit ausreichender Sicherheit kopieren möchte oder einen
nicht optimalen Recorder zur Verfügung habe, womöglich
mit einem Einfach-Band. Kann ich die Aufnahme wiederholen (Aufnahme
von CD oder black disc), so kann ich 16 bit verwenden (das wäre
allerdings für die normale schwarze Schallplatte eine unnötig
hohe Qualität). Inwieweit sich der 16-bit-Betrieb wirklich
lohnt, zeigen die Meßergebnisse.
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Sowohl für
die Ton- als auch für die Bild-Ein- und Ausgänge werden
Cinchbuchsen verwendet. Zu beachten ist der 14-16-bit-Umschalter
für die Quantisierungsstufung. Für die Spannungsversorgung
gibt es eine 5-polige "DIN"-Buchse, deren spezielle
Polanordnung auf der 4-poligen DIN-Version basiert, aber um
einen zentralen Pol ergänzt wurde. |
Akkubetrieb
Das Akkufach ist leicht zugänglich. Der Akku wird einfach
in das Gerät hineingeschoben und rastet ein. Auf Tastendruck
springt er dann wieder heraus. Laut Sony reicht eine Ladung
für 1 h, wir haben jedoch auch schon längere Zeiten
geschafft. Zum Laden und für direkten 220-V-Betrieb ist
ein externes Netzteil vorhanden. Ein Autoversorgungsteil ist
vorgesehen. Aufpassen muß man übrigens, wenn man
seine HiFi-Anlage per Hauptschalter ausschaltet; der PCM-F1
bleibt angeschaltet und "frißt" Akkuladung.
Nebenbei: Ideal wäre es, wenn der PCM-F1 verzögerungsfrei
von Netz- auf Akkubetrieb umstellen würde. Aber bei Netzausfall
gibt es auch hier erst einmal eine Pause.
Der zweieiige Zwilling
Äußerlich dem PCM-Adapter sehr ähnlich ist
der Videorecorder SL-F1E, der auf die Erfordernisse der Tonaufnahme
hervorragend abgestimmt ist. Er verfügt über Assemble-Schnittstart,
was für PCM sehr empfehlenswert ist. Als Betarecorder
fädelt er das Band zum Umspulen nicht extra aus, was
viel Zeit beim Rangieren spart. Das Bandzählwerk arbeitet
in h:min:10s. Es gibt dabei schlupffrei (!) die durchgelaufene
Bandzeit an. Allerdings nur die der bespielten Bandstücke,
weil die Synchroimpulse gezählt werden. Eine echte Zeitanzeige
ist natürlich ideal. Die Nachteile dieser Ausführung
sind aber:
- Es kann keine definierte Bandlänge am Bandanfang
vor einer Aufnahme umgespult werden (man soll die ersten
"miesen" Meter wegen starker Drop Outs nicht für
PCM benutzen).
- Man findet eine Bandstelle nicht mehr wieder, wenn man
auf dem Bandstück davor etwas herausgelöscht oder
ergänzt hat.
- 10-s-Einheiten sind für Audio oft genug sehr lang.
Man wünscht sich ein sehr genaues Zählwerk für
das Aneinanderfügen von Aufnahmen usw.
Es störte bei einigen Aufnahmen, daß das Bandzählwerk
automatisch auf Null gesetzt wird, auch wenn das Band nur
zwischenzeitlich herausgenommen oder das Gerät zur Schonung
des Akkus ausgeschaltet wird. Der "Go-To-Zero"-Knopf
ist ungünstig angeordnet. Man nutzt ihn gerne, um automatisch
nach Null umzuspulen. Leicht tippt man allerdings auf den
"Reset'-Knopf; der liegt nahe daneben. Dann ist man zwar
auch bei 0:00,0, aber... Oft ist es notwendig, daß das
Bandzählwerk auch in dunkler Umgebung abgelesen werden
kann. Eine Dauerbeleuchtung bei Netzbetrieb oder auch eine
automatisch abschaltende Beleuchtung bei Akkubetrieb wären
kein übertriebener Luxus, man kann schließlich
nicht immer den Finger auf dem Druckknopf halten. Vermißt
haben wir auch eine Akku-Restlaufzeit-Vorwarnung.
Ergänzt wird dieses Gerätepaar eigentlich noch durch
einen Dritten im Bunde, den Fernsehtuner mit Infrarot-Fernbedienungsteil
für den Recorder. Für wechselweises Fernsehen und
HiFi-Hören benötigt man dann noch einen Videoumschalter.
(Es ist nur zu hoffen, daß es dann keinen Familienstreit
um Video oder Audio gibt.)
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Ergebnisse
unserer Messungen
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Sony
PCM F-1 |
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Bandgeschwindigkeit
und Bandsorte |
Video-Schrägspur |
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Klangliche Eigenschaften |
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Gleichlaufschwankungen |
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10
Punkte |
nur Wiedergabe, bewertet |
vernachlässigbar |
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Eigenaufnahme, bewertet, DIN |
vernachlässigbar |
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Eigenaufnahme, linear |
vernachlässigbar |
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Geschwindigkeitsfehler
(Instabilität, Drift, Schlupf) |
abhängig vom Videorecorder,
üblicherweise sehr gering |
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Frequenzgänge |
< 10 Hz bis ca. 20,5
kHz |
10,5 Punkte |
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Dynamik (*) |
14/16 bit-Quantisierung |
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Fremdspannungsabstand
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81/87 dB |
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Ruhegeräuschspannungsabstand |
82/89 dB |
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Höhendynamik 14
kHz |
76/83 dB |
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1 kHz, nach Gehör,
gemittelt |
80/85 dB |
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Aussteuerungseigenschaften |
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9
Punkte |
Anzeige bei 6 dB unter Begrenzung (400 Hz) |
- 6 dB |
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Höhenaussteuerbarkeit
14 kHz (*) |
- 6 dB |
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Veränderung
des Obertongehaltes
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10 Punkte |
(bei Anzeige 0 dB) |
ca. 0 dB |
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Ubersteuerungseinsatz
bei kritischem, |
0 dB Anzeige bzw. OVER |
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sehr kritischem Programm |
- 1 dB Anzeige bzw. OVER |
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Eingänge /Ausgänge |
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3
Punkte |
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Eingang |
Mikrophon |
Line |
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Empfindlichkeit (*), Impedanz |
- 57 dBV, 10 kΩ |
- 12 dBV |
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äquivalenter Fremd-/Geräuschpegel |
-128/-132 dBV |
-95/-100dBV |
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Rausch-/0bersteuerungsgrenze |
-41/+2dBV |
-7/>+16dBV |
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Ausgang |
Kopfhörer |
Line |
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Ausgangspegel (*), Impedanz |
+ 9 dBV, 150 Ω |
- 2 dBV |
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max. unverzerrt an 8/400 Ω |
10/45 mW |
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Allgemeine Betriebseigenschaften |
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5
Punkte |
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Umspulgeschwindigkeit
(Sl-FE) relativ zur Wiedergabegeschwindigkeit |
49fach |
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Umspulzeit für L750 Cassette |
240 s |
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Gesamtbewertung |
(14/16 bit) |
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79/81 Punkte |
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(entsprechend der üblichen
Auswertung für Tonbandgeräte!) |
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Ungefährer
Ladenpreis |
ca.
4000 DM |
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(zuzüglich geeignetem
Videorecorder!) komplett mit SL-F1E, Netz-/Ladegerät
und 2fachem Akkusatz ca. 7000
DM |
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(*) Als Aussteuerungsbezugswerte
gelten bei PCM-Geräten 6 dB unter Begrenzung, im Hochtonbereich
(10 und 14 kHz) vermindert sich dieser Wert ähnlich den
weniger strengen analogen Aussteuerungskriterien auf 3 dB unter
Begrenzung. Diese Werte entsprechen damit in der praktischen
Anwendung weitgehend den bei unseren Tests an analogen Bandgeräten
verwendeten Aussteuerungsgrenzen. |
Unsere Meßergebnisse
Die Laufwerkdaten und die Frequenzgänge verdienen ebensoviel
Lob wie die entsprechenden Werte beim Sanyo Plus 5. Das soll
hier nicht noch einmal alles wiederholt werden. Die Dynamikwerte
lassen alle Besitzer von Spulentonbandgeräten vor Neid
erblassen. Um etwas Ähnliches zu bieten, muß man
dann schon eine schwergewichtige First-Class-Studiomaschine
mit Telcom-C4-Kompandersystem verwenden. Allerdings, wenn man
nicht allein auf das niedrige Störgeräusch "abfährt",
sondern sich auch noch um die Signalqualität bei schwacher
Aussteuerung bemüht, dann kann ein HiFi-Spulentonbandgerät
mit Dolby-B durchaus noch mithalten, wie unsere ausführlichen
Daten aus HiFi-Stereophonie 2/83 zeigten. Erst bei 16-bit-Betrieb
zieht der PCM-Prozessor nämlich mit der alten Revox A77
Dolby gleich. Bewertet man jedoch auch die genauen Verzerrungsdaten
(2/1983), dann ist das Analoggerät unterlegen, in diesem
Fall auch schon bei 14 bit. Der riesige Qualitätssprung,
den man sich anhand erster Informationen erträumt hatte,
ist aber nicht vorhanden. Obwohl die Aufnahme-Preemphasis beim
Sony-Gerät nicht abgeschaltet werden kann, ist die Höhendynamik
gegenüber dem Sanyo mit abgeschalteter Emphase überlegen.
(16-2) bit = 14 bit spezial!
Der Unterschied zwischen 14 und 16 bit beträgt theoretisch
(im Idealfall) 12 dB in der Dynamik bzw. in den Verzerrungen.
Beim Sony PCM-F1 wurden ca. 7 dB für die Dynamik und 0
bis 2 dB für die Verzerrungskomponenten gemessen. Das bedeutet,
daß die Qualität einer 16-bit-Quantisierung (natürlich)
nicht voll ausgenutzt wird, hierzu müßten A/D- und
D/A-Wandler supergenau sein. Wesentlich ist aber, daß
ein 16-bit-Wandler, wenn man ihn nur zu 14 bit ausnutzt, diese
14 bit mit einer größeren Wahrscheinlichkeit exakt
verarbeitet als ein "nur"-14-bit-Wandler oder gar
ein erweiterter 12-bit-Wandler. Gemäß den Daten -
insbesondere den Verzerrungswerten - und dem Höreindruck
scheint mir der 16-bit-Betrieb hier kaum einen Vorteil zu bieten.
Die verminderte Sicherheit gegen Drop Outs und die hierdurch
bedingten höheren Störungen wiegen den meßtechnisch
um 7 und gehörmäßig um 5 dB größeren
Dynamikumfang nicht immer auf (siehe auch die allgemeinen Erklärungen
in HiFi-Stereophonie 9 und 10/82 sowie die ausführliche
Darstellung der Einzelmeßergebnisse von 5 PCM-Prozessoren
im Vergleich mit einem Analoggerät in 12/82 und 2/83).
Eine Meisterleistung
Als ich die Daten des Mikrophoneingangs bestimmte, wollte ich
zuerst meinen Augen und dann den Meßgeräten nicht
trauen. Es handelt sich hier um den besten Mikrophoneingang,
den ich bisher gemessen habe, zumindest was nicht umschaltbare
und nicht mit Symmetriertrafo versehene Eingänge angeht.
Man benötigt hier zwar mindestens 9 mV, um die Dynamik
über Band (16 bit!) voll auszunutzen. Aber man muß
bedenken, daß dieses 87 dB Fremd- und 89 dB Geräuschspannungsabstand
bedeuten. Sanyo Plus 5 benötigt zwar 4 dB weniger Pegel,
das aber für ca. 14 dB weniger Dynamik! Ganz wesentlich
ist die Übersteuerungssicherheit dieses Mikrophoneingangs;
sie liegt bei 1,2 V, in Worten: einskommazwei Volt! Bei einem
"lauten" dynamischen Mikrophon (2 mV/Pa) bedeutet
das einen maximal möglichen Schalldruck von 140 dB, für
ein extremes Studiomikrophon (HF-Kondensator-Mikrophon mit 40
mV/Pa) 114 dB. (Sollte man allerdings mal eine Explosion "naturgetreu"
aufnehmen wollen, so sei auch hier ein Vorteiler angeraten.)
Der Cinch-Eingang ist zwar besser als beim Sanyo-Prozessor,
liegt jedoch auch hier an der Empfindlichkeitsgrenze. Für
das durch die Digitaltechnik gesteckte Ziel ist er nicht ausreichend
störungsarm. Sony sollte den Vorteilerwiderstand verkleinern,
damit die 16 bit auch wirklich in einer HiFi-Anlage ausgenutzt
werden können (bei 14 bit ist der Eingang ausreichend gut).
Auch wenn es nicht so aussieht, der Sony- und der Sanyo-Prozessor
wurden beide gemessen. Die Daten der Kopfhörerausgänge
sind wirklich (bis auf den Pegelsteller) gleich. Die Daten entsprechen
den hier zu stellenden hohen Ansprüchen voll.
Aussteuerung für Laien
verwirrend
Die Aussteuerungsskala reicht bis 0 dB und hat keinen Vorlauf.
Das bedeutet, daß man ganz anders aussteuern muß
als bisher bei einem Tonbandgerät. Das, was bei einem Tonbandgerät
0 dB ist, also die normalerweise angepeilte Aussteuerungsgrenze,
sollte man beim PCM-F1 auf -6 dB legen. Die Bedienungsanleitung
rät, den Aufnahmepegel üblicherweise auf - 15 dB zu
legen. Gemeint ist wohl der maximale Aufnahmepegel (welcher
sonst?, der mittlere???). -15 dB ist natürlich falsch,
das würde nämlich den Dynamikvorteil gegenüber
einem Analoggerät wieder völlig verschenken. Das grau
hervorgehobene Feld der Aussteuerungsanzeige von - 15 dB bis
0 dB gibt den sinnvollen Bereich für die Spitzenpegel an.
Üblicherweise sollte man -6 dB als Richtwert "anpeilen".
Der Spitzenpegel sollte ja möglichst hoch liegen, die 0-dB-Schwelle
aber nie überschreiten. Ich stimme hier mit Sony nicht
überein, die entsprechend der Bedienungsanleitung kurzzeitige
Übersteuerungen (Aufleuchten der OVER-Anzeige) als unkritisch
darstellen. Dies würde nämlich einen möglichen
Hauptvorteil der Digitaltechnik wieder zunichte machen, und
zwar gerade die Verzerrungsarmut bis hin zu höchsten Pegelspitzen.
Ansonsten sind die Aussteuerungsanzeigen hochwertig. Es sind
sehr schnelle Spitzenwertanzeigen mit Höhenanhebung, die
Rücklaufzeit ist VU-Meter-ähnlich, etwas kurz, aber
noch ausreichend, insbesondere im Zusammenhang mit der PEAK-HOLD-Möglichkeit.
Zu guter Recorder
Im Betriebstest verhielt sich der PCM-F1 - wie schon beschrieben
- sehr gut. Es gab jedoch eine Ausnahme. Während der PCM-F1
in den vorangegangenen Testteilen den Sanyo Plus 5 immer klar
distanzieren konnte, was die Empfindlichkeit gegenüber
Tracking und Drop-Out-Schwierigkeiten des Recorders anging,
so fand doch auch einmal der PCM-F1 im Sanyo Plus 5 seinen Meister.
Zusammen mit einem Videorecorder ('VHS), der hervorragende Videobilder
liefert, einen ausgedehnten Videofrequenzgang fast ohne Abfall
bis 2,5 MHz hat und bei -6 dB sogar noch 3,1 MHz schafft, streikte
der Sony-Prozessor. Ihm schien der Videopegel - obwohl richtig
bzw. sogar gut - bei höheren Videofrequenzen zu hoch zu
sein. Die Trackinganzeige zeigte nur schwach an und reagierte
mit einem Anstieg, wenn man den Videopegel mutwillig verminderte.
Mit diesem Trick konnte man dann doch noch eine Wiedergabe erreichen,
die aber zeitweise nur Kurz oder Mittelwellenqualität entsprach.
Der Sanyo Plus 5 meisterte dieses Videosignal, abgeschwächt
oder mit Originalpegel, ohne jedes Ansprechen der Fehlerkorrektur-LEDs
und ohne hörbaren Fehler. Der Stein der Weisen - was die
Umwandlung des Videosignals zurück in einen seriellen Digitaldatenstrom
angeht - ist also noch nicht gefunden.
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Lassen sich blind
erfühlen: (Laufwerktasten des zum PCM-F1 gehörigen
Sony-Recorders SL-F1E |
Fazit
Der Sony PCM-F1 hinterließ einen ausgezeichneten Eindruck.
Mit 2 x 4,5 kg (inklusive Recorder) ist es ein gut transportables
und netzunabhängig nutzbares Aufnahmesystem höchster
Qualität. Es ist zwar auch hier aufgrund von Fertigungsstreuungen
nicht prinzipiell gesichert, daß alle PCM-F1 so verzerrungsarm
arbeiten wie im Test beschrieben. Immerhin konnten die Daten
aber an zwei Geräten überprüft werden. Vorteilhaft
gegenüber anderen Prozessoren ist der gleichzeitig nutzbare
Aufnahme- und Wiedergabeteil. So ist eine Hinterdigitalkontrolle
möglich. Das Signal kann inklusive aller (geringen) digitalen
Klangeinbußen (bis auf die erhöhte Fehlerrrate über
Band) beurteilt werden. Ein Wermutstropfen ist die nicht befriedigende
Tracking-/Fehlerratenanzeige, dies insbesondere zusammen mit
einer Eingangsschaltung, die nicht immer alle Videorecorder-Signale
akzeptiert. Mit einem Sony-eigenen Recorder gab es jedoch keine
Schwierigkeiten (wenn auch bei PAL 16-bit-Betrieb aufgrund zu
hoher Drop-Out-Fehler nicht immer zu empfehlen ist). Mit den
bei diesem Test benutzten Beta-Recordern, insbesondere aber
mit dem Sony SL-F1E, habe ich mich so anfreunden können,
daß ich - zumindest für PCM-Anwendung - die sonst
benutzten VHS-Geräte in die Ecke verbannen möchte.
Die Laufwerkbedienung ist vergleichbar mit üblichen Tonbandgeräten,
speziell was das Rangieren angeht. Ein weiterer Vorzug: Der
SL-F1E ist ergonomisch gut gestaltet. Auch der "Click-In"-Akkuaustausch
hat mir gefallen: Mit nur einer minimalen Pause lassen sich
so auch längere "OFF-ROAD"-Aufnahmen aufs Band
bannen. Profis sei übrigens wegen der verminderten Drop-Out-Gefahr
die NTSC-Version des PCM-F1 empfohlen, die dann zusammen mit
dem passenden NTSC-Recorder Sony SL-2000 verwendet wird. Eine
andere Profi-Lösung wäre (wenn es unbedingt PAL sein
muß), einen professionellen Recorder zu verwenden (PAL
U-Matic).
a.k. |
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Die
digitale OVER-Anzeige
Bei digitalen Systemen sollte eine (auch kurzzeitige)
Übersteuerung mit Sicherheit vermieden werden, da
sie ähnlich wie bei einem modernen Verstärker
sofort zu einer auffälligen Verzerrung führt.
Das übliche analoge Tonbandgerät ist in dieser
Hinsicht sehr viel weniger kritisch, so daß dort
die Anforderung an eine Aussteuerungsanzeige andersartig
sein müssen. Die sinnvollste Methode, solche digitalen
Übersteuerungen anzuzeigen, besteht darin, daß
man überprüft, ob das höchste (oder fast
höchste) digital darstellbare Codewort (Zahl, Spannungswert)
erreicht wird. Ein digitaler Schaltkreis überprüft
die Codewörter und schlägt Alarm, wenn er einen
entsprechenden Code findet. Da ein solches Codewort sich
bereits nach 1/44000 s wieder ändert, hält ein
weiterer Schaltkreis diesen Alarmzustand für ca.
1 s lang aufrecht und läßt dabei eine Warnleuchte
ansprechen.
Damit eine solche Kontrollanzeige auch noch bei einer
bereits fertigen Aufnahme genutzt werden kann, befindet
sich diese Anzeige bei Geräten mit getrenntem Aufnahme-
und Wiedergabeteil im Wiedergabekreis. Bei Aufnahme wird
der Wiedergabeteil auf dem Umweg über den Videorecorder
(aber natürlich hier nicht über das Band) mit
dem digitalen Datenstrom versorgt.
Wenn man eine Überschreitung der 8 wichtigsten bits
überprüft, so setzt die OVER-Anzeige weniger
als 0,04 dB vor der wirklichen Begrenzung ein. Überprüft
man nur die 4 obersten bits, so wird man bei -0,56 dB
vorgewarnt.
Um sicher zu gehen, daß keinerlei Qualitätseinbuße
erfolgt, ist eine solche OVER-Anzeige sehr empfehlenswert.
Analoge Anzeigen können nur bei extremem Aufwand
so schnell ansprechen. Auch kann sich durch das Aliasingfilter
und eventuelle Rechenschaltungen (digitale Filter bei
Oversampling) eine andere zeitliche Struktur des Signals
ergeben. Vor den hierbei entstehenden Impulsspitzen könnte
eine in der analogen Ebene arbeitende Anzeige nie warnen.
Andererseits sollte eine Anzeige auch (etwas) das Lautstärkeempfinden
berücksichtigen. Aussteuerungsanzeigen sind daher
immer ein Kompromiß. Ideal kann es sein, die Anzeigen
aufzuteilen. Eine exakte Anzeige zum genauen Aussteuern
und damit zum vollen Ausnutzen des Speichers und eine
andere, um die Lautstärke von Stück zu Stück
(etwas) besser abstimmen zu können. Die OVER-Anzeige
des PCM-Prozessors Sony PCM-F1 ist ein Schritt in diese
Richtung. |
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aus: HiFi Stereophonie, Heft
5/1983, Seite 554ff |
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Herzlichen Dank an die Motorpresse
Stuttgart für die Erlaubnis, diesen Artikel hier zu
veröffentlichen. |
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