|
|
Test |
PCM-Prozessor
Sanyo Plus 5 |
|
Er ähnelt einem
Verstärker mit Pegelanzeigen und produziert soviel Wärme
wie eine "anständige" Endstufe. Der Sanyo Plus
5 gehört aber zu einer völlig neuen Gattung von HiFi-Komponenten:
er wandelt Musiksignale in ein Fernsehbild, genauer: in einen
seriellen Digitalsignalstrom, der wie ein Fernsehbild (Hell-/Dunkelpunkte
in einer Streifenanordnung) auf einem Videoband gespeichert
werden kann. Wenn man den Plus 5 mit einem geeigneten Videorecorder
ergänzt, ersetzt er also das übliche Tonbandgerät,
sei es mit Spule oder mit Cassette. Der Test zeigt, wie gut
er das kann. Übertragungsfehler und Probleme, wie sie in
der bereits veröffentlichten Testserie über 5 PCM-Prozessoren
und ein Spulentonbandgerät in HiFi-Stereophonie 9, 10 und
12/82 sowie 2 und 3/83 (inklusive der vorbereitenden theoretischen
Grundlagen) ausführlich behandelt wurden, sollen hier nur
gestreift werden. Dafür wird auf die individuellen Eigenarten
des Plus 5 eingegangen.
|
|
Zu den wichtigsten Elementen eines Tonbandgerätes
gehören der Aussteuerungsknopf und die Aussteuerungsanzeige.
Sie beherrschen auch hier die Frontplatte. Mit 23 Leuchtsegmenten
ist die Fluoreszenzanzeige bei einem Anzeigebereich von ca.
-50 bis +2 dB aufwendig ausgeführt. Der Farbwechsel bei
der 0-dB-Grenze von grün auf orange-braun verbessert die
Ablesbarkeit auch aus größeren Entfernungen. Nur
kurz dauernde Ausschläge werden durch die Peak-Hold-Schaltung
verlängert und so auch bei Unaufmerksamkeit besser sichtbar.
Aufnehmen kann man ab Mikrophon- (zwei Klinkenbuchsen) oder
Hochpegel-Cinch-Eingang. Wiedergabe ist über einen externen
Verstärker (Cinch) oder Kopfhörer (Klinke) möglich;
dabei können beide Ausgänge getrennt in der Lautstärke
variiert werden.
Zu beachten ist der Aufnahme-/Wiedergabeumschalter, der zusätzlich
zum Videorecorder betätigt werden muß. Beim Sanyo
Plus 5 kann nämlich die Wiedergabeeinheit nicht gleichzeitig
mit der Aufnahmeeinheit betrieben werden, weil einige kostenintensive
Bauteile für beide Schaltgruppen verwendet werden (was
den vergleichsweise günstigen Preis dieses Gerätes
erklärt). Neben den Leuchtdioden für Aufnahme und
Wiedergabe gibt es noch drei weitere sehr wichtige Anzeigen:
Tracking Condition 1, 2, 3. Hier wird angezeigt, wie gut bzw.
wie fehlerfrei die Digitalinformation vom Videoband gelesen
werden kann. Diese außerordentlich nützliche Anzeige
wird getrennt beschrieben (siehe Kasten auf Seite 548).
Der Universalist
Für HiFi ungewöhnlich sind einige Buchsen auf der
Rückfront: 2 x BNC und 2 x PL. Diese sind mit 2 x Cinch
parallelgeschaltet (nicht entkoppelt, daher nicht gleichzeitig
nutzbar). Sie dienen als Ein- und Ausgang für das Videosignal,
also für den Anschluß des Videorecorders. Videorecorder
weisen unterschiedliche Anschlußnormen auf. Bei Sanyo
hat man hier keine Kosten gescheut, um einem Adaptersalat vorzubeugen.
BNC ist die vernünftigste Anschlußart und wird auch
professionell verwendet. Cinch ist aber auch noch relativ häufig
vertreten, weil es preisgünstiger und kleiner ist. Die
großen PL-Stecker sind mittlerweile überholt und
waren auf dem deutschen Markt auch kaum vertreten. Was fehlt,
ist eine AV-Buchse nach DIN. Manche deutschen Recorder sind
nur mit dieser Buchse ausgestattet, und man tut sich außerordentlich
schwer, PCM-Adapter zusammen mit solchen Geräten zu verwenden.
(Daher sollte man bei einer Kombination von PCM-Prozessoren
speziell mit Video-2000-Geräten vorsichtig sein).
|
|
|
Auf der Printplatte
erkennt man neben den Standard-ICs mit 14 oder 16 Beinen fünf
größere ICs, vier in schwarzem Kunststoff und einen
in einem lilafarbenen Keramikgehäuse mit goldfarbenem Metall-"Deckel".
In diesen ICs werden die Digitalinformationen zur Aufnahme codiert
und verwürfelt, bei Wiedergabe dann entwürfelt und
fehlerkorrigiert. Der Transformator und die Netzteilplatine
könnten aus einem kleinen Leistungsverstärker stammen,
der Plus 5 liefert aber keine Leistung an Lautsprecher weiter,
sondern setzt sie in Wärme um. |
|
Neben den vier
vergoldeten Cinchbuchsen für die Tonsignale sind die unterschiedlichen
Videoanschlüsse zu erkennen. Adapter können so vermieden
werden. Wichtig ist der kleine Umschalter PAL-NTSC. Den Plus
5 kann man problemlos für Videorecorder beider Normen verwenden.
Das ist auch in Deutschland nicht unwichtig, da professionell
für PCM-Pseudovideoaufzeichnungen gern NTSC verwendet wird. |
Wirklich ohne Einschränkung international
einsetzbar wird der Plus 5 aber erst durch seine Umschaltbarkeit
von (deutschem) PAL-Fernsehstandard auf NTSC (Japan und USA).
Je nach verwendetem Videorecorder bzw. der vom Recorder benutzten
Bildnorm muß das Digitalsignal anders aufbereitet werden.
Diese Systemwahl erfolgt beim Plus 5 ganz einfach durch einen
Schiebeschalter auf der Rückseite, bei Wiedergabe sogar
automatisch.
|
|
Ergebnisse
unserer Messungen
|
Sanyo
Plus 5 |
|
Bandgeschwindigkeit
und Bandsorte |
Video-Schrägspur |
|
|
|
|
|
Klangliche Eigenschaften |
|
|
|
|
|
|
|
Gleichlaufschwankungen |
|
|
10
Punkte |
nur Wiedergabe, bewertet |
vernachlässigbar |
|
Eigenaufnahme, bewertet, DIN |
vernachlässigbar |
|
Eigenaufnahme, linear |
vernachlässigbar |
|
|
|
|
|
Geschwindigkeitsfehler
(Instabilität, Drift, Schlupf) |
abhängig vom Videorecorder,
üblicherweise sehr gering |
|
|
|
|
|
Frequenzgänge |
< 10 Hz bis ca. 20,5
kHz |
10,5 Punkte |
|
|
|
|
Dynamik (*) |
Emphasis: |
Aus/Ein |
8
Punkte |
Fremdspannungsabstand
|
|
72 / 75 dB |
|
Ruhegeräuschspannungsabstand |
|
75 / 76 dB |
|
Höhendynamik 14
kHz |
|
78 / 70 dB |
|
1 kHz, nach Gehör,
gemittelt |
|
- /
76 dB |
|
|
|
|
|
Aussteuerungseigenschaften |
|
|
5
Punkte |
Anzeige bei 6 dB unter Begrenzung (400 Hz) |
ca. -4 dB |
|
|
|
|
|
|
Höhenaussteuerbarkeit
14 kHz (*) |
+ 3/-6 dB |
|
|
|
|
|
|
Veränderung
des Obertongehaltes
|
|
|
10 Punkte |
(bei Anzeige 0 dB) |
ca. 0 dB |
|
|
|
|
|
|
Ubersteuerungseinsatz
bei kritischem, |
+1 / ± 0 dB Anzeige |
|
sehr kritischem Programm |
- 1/ - 2 dB |
|
|
|
|
|
|
Eingänge /Ausgänge |
|
|
1
Punkt |
|
|
|
|
Eingang |
Mikrophon |
Line |
|
Empfindlichkeit (*), Impedanz |
-63 dBV, 9 kΩ |
-20 dBV |
|
äquivalenter Fremd-/Geräuschpegel |
-125/-129dBV |
-101/-107dBV |
|
Rausch-/0bersteuerungsgrenze |
-46/-25dBV |
-23/>+16dBV |
|
|
|
|
|
Ausgang |
Kopfhörer |
Line |
|
Ausgangspegel (*), Impedanz |
+ 9 dBV, 150 Ω |
+ 1 dBV |
|
max. unverzerrt an 8/400 Ω |
10/45 mW |
|
|
|
|
|
|
Allgemeine Betriebseigenschaften |
|
|
2
Punkte |
|
|
|
|
Umspulgeschwindigkeit
(VTC-5400) relativ zur Wiedergabegeschwindigkeit |
42fach |
|
|
Umspulzeit für L750 Cassette |
278 / 287 s |
|
|
|
|
|
|
Gesamtbewertung |
|
|
69 Punkte |
|
(entsprechend der üblichen
Auswertung für Tonbandgeräte!) |
|
|
|
|
|
Ungefährer
Ladenpreis |
ca.
3500 DM |
|
|
|
(zuzüglich geeignetem
Videorecorder!) komplett mit VTC-5400 ca. 4800
DM |
|
(*) Als Aussteuerungsbezugswerte gelten
bei PCM-Geräten 6 dB unter Begrenzung, im Hochtonbereich
(10 und 14 kHz) vermindert sich dieser Wert ähnlich den
weniger strengen analogen Aussteuerungskriterien auf 3 dB unter
Begrenzung. Diese Werte entsprechen damit in der praktischen
Anwendung weitgehend den bei unseren Tests an analogen Bandgeräten
verwendeten Aussteuerungsgrenzen. |
Meßergebnisse
Bei den Daten für Gleichlaufschwankungen und Tonhöhe
(mittlere Bandgeschwindigkeit) zeigen sich ungewöhnlich
gute Ergebnisse. Die Gleichlaufdaten überbieten jedes bisher
bei uns gemessene Tonbandgerät, ja man könnte sagen,
daß die Speicherung gleichlauffehlerfrei sei.
Aber das ist prinzipiell bei PCM zu erwarten, weil die Gleichlauffehler
des Recorders über einen digitalen Zwischenspeicher im
Prozessor aufgefangen werden können. Die Daten des Recorders
gehen daher nur sehr schwach in das Meßergebnis ein. Da
die Bandgeschwindigkeit bei Videorecordern netzsynchron oder
sogar quarzgenau ausgeregelt wird (etwas komplizierter und nicht
so eindeutig sind die Verhältnisse bei Video 2000), muß
auch die Tonhöhe sehr genau eingehalten werden. Bei alten
oder "Preiswunder"-Videorecordern muß das allerdings
nicht so sein. Auch bei neueren, nicht quarzgeführten Recordern
an instabilen Stromversorgungen können Geschwindigkeitsabweichungen
auftreten.
Die Umspulzeit hängt natürlich allein vom Videorecorder
ab. Generell spulen Videorecorder aber sehr schnell um, zumindest,
wenn man das Ergebnis auf die Spielzeit umrechnet. Bei dem im
Test verwendeten Sanyo VTC-5400 war dieser Umspulfaktor (42x)
gerade noch mit extrem schnellen Cassettenrecordern zu vergleichen.
Spulengeräte, insbesondere, wenn sie mit Studiobandgeschwindigkeit
laufen, werden distanziert. So erreichte eine Technics-Maschine
RS 1500-US bei 38 cm/s lediglich einen Umspulfaktor von 19,5
x (bei 9,5 cm/s Abspielgeschwindigkeit dann allerdings 78 x).
Ein Lineal Bitte!
Die (üblichen Amplituden-)Frequenzgänge sind linealgerade.
Da man selbst die leichte Welligkeit von ± 0,5 dB in
der obersten Oktave aus dem Diagramm kaum ersehen kann, haben
wir auf die Darstellung verzichtet.
Die Dynamikwerte sind - insbesondere was die Höhendynamik
bei 14 kHz angeht - sehr gut, zumindest, wenn man sie mit einem
Tonbandgerät ohne Kompander vergleicht. Mit Kompander (z.
B. Dolby-B) sieht der Vergleich etwas anders aus. Dabei meine
ich nicht solche Zahlen, die bei Geräten mit dbx-Kompander
veröffentlicht werden, sondern für die Hörpraxis
relevante Daten. Hier kann ein Zweispurspulengerät mit
Dolby-B und hochwertigem Band insgesamt doch mithalten. Zwei
Dinge sind beim Vergleich der Zahlen allerdings zu beachten.
Wenn man die Störwirkung des Rauschens und die Verzerrungen
bei kleinen Lautstärken berücksichtigt, so ist die
Dynamik bei PCM-Systemen um ca. 10 dB kleiner, also schlechter
anzusetzen als sie unser Testergebnis zeigt. Allerdings bleiben
Übersteuerungen bei PCM bis +6 dB (bezogen auf unseren
Aussteuerungsbezugswert) bzw. + 2 dB Anzeige völlig unhörbar,
werden aber bei einer weiteren Erhöhung sofort unangenehm.
Bei Analogaufnahmen auf Tonbandgeräten nehmen die Verzerrungen
bei Aussteuerungen bis + 6 dB (über k3 = 3%) dagegen schon
merkbar zu, sind jedoch kurzfristig durchaus tolerabel - und
bei weiteren Steigerungen längst nicht so auffällig.
Wenn Sie die Dynamikdaten in HiFi-Stereophonie 12/82 (fünf
PCM Prozessoren im Vergleich) gelesen haben, so werden Ihnen
in diesem Testbericht leicht verbesserte Werte auffallen. Das
Zweitgerät und das noch neuere Drittgerät waren besser,
der rechte Kanal des Drittgerätes ragte besonders positiv
heraus. Die hier veröffentlichten Werte geben Mittelwerte
für diese zwei neueren Geräte wieder. Es ist bemerkenswert,
wie unterschiedlich die Dynamikmeßwerte ausfallen: So
habe ich Unterschiede in der Störspannung von über
8 dB allein schon zwischen den Stereokanälen gemessen,
je nach Betriebstemperatur werden die Werte bis zu 5 dB besser
oder schlechter, zwischen den besten und den schlechtesten Ergebnissen
lagen über 9 dB! Bewertet man nur den besten Kanal des
besten Plus 5, so sind immerhin auch dann noch bei 14 bit PCM
ein paar mehr dB im Rauschabstand möglich, wie unser Test
des Sony PCM F-1 zeigt.
Sollten Sie als Leser auch anderer HiFi-Testzeitschriften gestutzt
haben, als Sie unsere Meßergebnisse lasen, so sei bemerkt,
daß unsere Ergebnisse auf die Praxis abgestimmt sind und
auch einen zumindest groben Vergleich zu Analogdaten erlauben.
Wir sind der Ansicht (siehe auch Diskussion Jecklin contra Klingelnberg
in HiFi-Stereophonie 3 und 4/83), daß eine Übersteuerungsreserve
unbedingt einkalkuliert werden muß. Unsere Werte liegen
daher 6 dB unter der maximal erreichbaren Dynamik. Weiterhin
waren die bereits vor einiger Zeit veröffentlichten Daten
bei einer anderen deutschen HiFi-Zeitschrift zu gut. Es fallen
dort Interpretationsfehler auf - und Meßfehler. So wurden
Werte erreicht (92,5 dB Fremdspannungsabstand!), die theoretisch
bei 14-bit PCM gar nicht möglich sind.
(12 + 2) bit = 14 bit?
Beim Sanyo Plus 5 wird eine digitale Kompandierung verwendet.
Es handelt sich um ein 12-bit-System, das in einem Schritt um
12 dB (= 2 bit) umgeschaltet wird. Diese Umschaltung beginnt
bei ca. 14 dB unter Begrenzung (8 dB unter dem von uns definierten
Aussteuerungsbezugspunkt). Dies ist gehörmäßig
dadurch feststellbar, daß bei Überschreitung dieser
Schwelle das Hintergrundrauschen hörbar zunimmt. Die sich
hierdurch ergebende Rauschmodulation ist durch ihren relativ
plötzlichen Einsatz auffälliger als ähnliche
Effekte bei dem analogen Kompandersystem Dolby-B. Bei Dolby-B
beträgt die Rauschverstärkung bei hohen Pegeln max.
9 dB, dieses Rauschen setzt in bezug auf den Pegel und die Frequenz
(Sliding-Band-Kompander!) weich und damit sehr unauffällig
ein. Diese Rauschmodulation wird glücklicherweise bei sehr
vielen Musikarten verdeckt und ist daher nur selten direkt auffällig,
steht aber im Gegensatz zu der PCM-Systemen zugeschriebenen
"new purity", denn gerade die neuerdings mögliche
Klangreinheit begeistert an PCM.
Kurz zusammengefaßt bedeutet dies: Der Plus 5 liefert
eine Dynamik, die die Schallplatte, übliche Spulen- und
erst recht Cassettentonbandgeräte deutlich distanziert,
analoge Geräte aber nicht zwangsläufig und immer überbietet.
(An die Compact Disc kann der Sanyo Plus 5 natürlich nicht
herankommen).
Übrigens denken Sie bitte bei einer Aufnahme daran, das
Videoband mindestens 4 s vor dem eigentlichen Stückanfang
zu starten. Bei Wiedergabe findet der Plus 5 seinen Synchronisationszustand
nur langsam. Er könnte den Anfang verpatzen, da er erst
nach knapp 4 s ein Ausgangssignal liefert.
Amateurgerecht?
Der Mikrophoneingang zeigt Werte, die selbst besseren Cassettengeräten
nicht angemessen wären. Wirklich hochwertige Eigenaufnahmen
sollte man daher in jedem Fall über einen getrennten, besonders
hochwertigen Mikrophonvorverstärker machen und die eingebauten
Anschlußbuchsen meiden. Die Eingänge brummen zu stark
und sind nicht übersteuerungsfest. Um die Dynamik über
Band wirklich ausnützen zu können, benötigt man
mindestens 6 mV Eingangsspannung!
Bei einer Nachmessung an dem Drittgerät konnten diese Werte
bestätigt werden: 6 bzw. 5 mV werden benötigt, um
im besseren der Kanäle die maximal mögliche Dynamik
bis auf -3 dB zu erreichen, bzw. im schlechteren Kanal, um unsere
Dynamikdaten (die ja eine Übersteuerungsreserve von 6 dB
berücksichtigen) auch wieder mit -3 dB fast zu erreichen.
Mit 1,4 mV kann man zwar bereits bis zur Begrenzung aussteuern,
die Aufnahme erreicht also auch dann schon die volle Lautstärke.
Bei der Wiedergabe hört man dann aber das Rauschen und
Brummen des Eingangsverstärkers. Man verschenkt also etwas
von der teuer erkauften Dynamik über Band, und zwar bei
1,4 mV 6 bis 9 dB Ruhegeräuschspannungsabstand (für
unseren Aussteuerungsbezugswert) und sogar 11 bis 15 dB, wenn
man die maximal mögliche Dynamik zum Vergleich heranzieht.
Ab 55 mV Eingangsspannung begrenzen, also verzerren die Eingänge
aber bereits! Das ist zu früh. Es entspricht nämlich
einer Mikrophonspannung, die ohne weiteres bei Aufnahmen erreicht
werden kann, und das muß noch nicht einmal eine laute
Rockgruppe sein oder ein Mikrophon, das man "direkt in
den Trompetentrichter" steckt. Ein wirklich ohne Einschränkungen
nutzbarer Eingangspegelbereich von 20 dB ist gerade am Mikrophoneingang
einfach zu wenig. Eine symmetrische Mikrophonkabelführung,
die sich bei vielen Amateuren bewährt hat, kann hier nicht
genutzt werden, da der Pol 2 der Klinkenbuchse nicht auf Masse
liegt.
Am Cinch-Eingang benötigt der Plus 5 mindestens 0,1 V Eingangsspannung,
das wird problemlos von allen üblichen HiFi-Signalquellen
abgegeben. Zusammen mit der hohen Aussteuerungsreserve ist der
Eingang daher qualitiv sehr hochwertig.
Auch der Kopfhörerausgang erfüllt hohe Ansprüche,
er übertrifft viele Tonbandgeräte deutlich. Bei extremen
Aufnahmebedingungen (lauter Direktschall) sollte man trotzdem
einen gut schallisolierten, höherohmigen und lauten Kopfhörer
verwenden, aber diese Auswahl ist ja durch unsere Kopfhörer-Tests
leicht möglich.
Das Aussteuern darf man bei PCM keinesfalls vergessen. Steuert
man zu hoch aus, so verzerrt die Musik stärker als beim
Tonbandgerät. Steuert man zu tief aus, so sind auch dann
die Verzerrungen bei PCM größer und können auffallen.
Der große Dynamikbereich darf also nicht darüber
hinwegtäuschen, daß für gute Aufnahmen auch
hier große Sorgfalt bei der Aussteuerung notwendig ist.
Der Spielraum wird nicht größer. Um so mehr stört
es uns, daß die Aussteuerungsanzeige nicht von schräg
oben einsehbar ist. Die Lage des 0-dB-Punktes bei ca. 2,5 dB
unter der Signalbegrenzung verleitet den Benutzer, generell
zu hoch auszusteuern und dabei zwangsläufig in die Begrenzung
zu kommen. Hinzu kommt: Die Anzeige ist nicht schnell genug,
um bei drohenden Signalbegrenzungen mit Sicherheit zu warnen;
Verzerrungen können damit nicht vollkommen verhindert werden.
So kennen wir sogar professionelle Aufnahmen mit dem Plus 5,
die übersteuert sind. Selbst bei Impulslängen von
80 ms zeigt die Anzeige immer noch 2 bis 3 dB zu wenig an. Solche
Minderanzeigen sollte man bei PCM gerade noch bei 3 ms Tondauer
tolerieren.
Andererseits zappelt die eigentliche Anzeige sehr stark, weil
sie zu schnell zurückläuft. Gegen diesen nervösen
Eindruck kann auch die (immer eingeschaltete) automatische Halteschaltung
des obersten Anzeigesegmentes (peak hold) nicht viel helfen.
Immerhin wird die (ausschaltbare) Höhenvorverzerrung der
Aufnahme (Preemphasis), die ja die Übersteuerungsgefahr
im Hochtonbereich zusätzlich verstärkt, in der Anzeige
voll berücksichtigt. Damit ist mein jahrelanger Kampf um
eine Anzeige-Preemphase auch bei japanischen Aufzeichnungsgeräten
zumindest bei PCM endlich einmal erfolgreich.
Video-Korrektur: Immer
abschalten
Der Sanyo Plus 5 zeigte, verglichen mit allen anderen PCM-Prozessoren,
eine auffällig höhere Empfindlichkeit gegenüber
bestimmten Fehlern im digitalen Datenstrom. Der Plus 5 kann
nämlich solche Störungen schlecht verarbeiten, die
durch die Drop-Out-Kompensation des Videorecorders verursacht
werden (aber auch Trackingfehler machen Probleme!). Kann man
den Videorecorder nicht speziell auf PCM um- und damit die Video-Drop-Out-Verdeckung
ausschalten, so kann der Plus 5 im Gegensatz zur Konkurrenz
den Digitalcode nicht mehr befriedigend korrigieren. Bei hochtonreichen
Signalen kann das zu extremem Rauschen (bzw. Verzerrungen) führen,
die Qualität ist dann nicht mehr brauchbar. Dieses Problem
trat bei allen drei Plus-5-Exemplaren auf, ist also typisch.
Ob dies einer abgemagerten Fehlerkorrektur anzulasten ist, konnte
nicht geklärt werden. Der Plus 5 läßt sich daher
nicht mit jedem Videorecorder betreiben, Vorsicht ist geboten.
Allerdings gab es auch mindestens zwei Recorder ohne spezielle
PCM-Umschaltung, die noch ausreichend gut mit dem Plus 5 harmonierten.
Auf eine richtige Tracking-Einstellung mußte jedoch geachtet
werden. |
|
|
In professioneller
Umgebung fühlt sich der Sanyo Plus 5 ebenso wohl wie beim
ambitionierten Amateur. Bei Eigenaufnahmen raten wir allerdings
zu separaten Mikrophon-Vorverstärkern |
Fazit
Der Einstieg in eine neue Technik kann nicht sofort in optimaler
Weise gelingen. Mittlerweile haben wir über drei Jahre
lange Erfahrungen mit PCM-Prozessoren, und unsere Anforderungen
waren dabei immer besonders hoch. Ich denke zum Beispiel an
die Produktion der DHFI-Textcassette, deren enge Toleranzen
ohne die neue Digitaltechnik kaum hätten eingehalten werden
können. Daß in dieser Zeit einige, z.T. vernachlässigbare
Probleme auftreten würden, war eigentlich zu erwarten.
Die Herstellerinformationen hatten uns zu optimistisch gestimmt,
aber zwischen Verstärkern und PCM-Speichern bestehen doch
noch gravierende Unterschiede.
Am Sanyo Plus 5 hat uns die Fehleranzeige gefallen. Sie ermöglicht
eine gewissenhafte Auswahl des Recorders. Dabei sollte man beachten,
daß der Prozessor Plus 5 manchmal äußerst kritisch
auf die im Recorder eingebaute Video-Drop-Out-Kompensation reagiert
(HiFi-Stereophonie 2/83). Bei den Verzerrungen und in der Dynamik
wird noch nicht voll ausgenutzt, was das neue PCM-Speichermedium
ermöglicht. So sind die gehörmäßig bewerteten
Daten nicht immer einer analogen Aufzeichnung so deutlich überlegen
wie von uns erwartet. Gerade im Rauschen war sogar das Zweispur-Spulengerät
(Dolby-B) eher überlegen. Die starken Schwankungen der
Störspannungen beim Plus 5 sind ungewöhnlich, die
Qualität ist nicht konstant. Benutzt man den Plus 5 im
wesentlichen als Wiedergabegerät, so verbessert sich die
ausnutzbare Qualität. Der Plus 5 kann daher als preisgünstiges
PCM-Heimgerät für Wiedergabe empfohlen werden. Ein
wesentlicher Vorteil ist natürlich auch, daß man
nicht gegen Lieferzeiten ankämpfen muß; allerdings
ist auch der Sony-Prozessor mittlerweile wohl auch etwas schneller
erhältlich.
Arndt Klingelnberg
|
|
Wie
hoch ist die Fehlerrate?
"Fehlerrate" ist ein Reizwort für den Autor
dieser PCM-Tests, und es ist zu wünschen, daß
es nie zu einem Reizwort für andere PCM-Anwender
werden wird. Wählt man den Videorecorder und das
Videoband nicht genügend sorgfältig aus und
nimmt man kritische Signale auf, so können zu hohe
Fehlerraten auftreten. Besonders, wenn man ohne Qualitätseinbuße
kopieren muß, was ja theoretisch zu den entscheidenden
Stärken bei PCM gehört. Der Digitalcode wird
dann bei der Speicherung und bei der Wiedergabe so stark
gestört, daß es zu klanglichen Einbußen
kommt. Die Fehlerkorrekturfähigkeit des PCM-Prozessors
wird überfordert, und verfälschte digitale Codes
ergeben nun einmal, wenn sie beim DigitalVAnalog-Wandler
ankommen, hörbare Veränderungen in der Ausgangsspannung.
Die Tracking-Anzeige
Das Problem besteht in der Praxis nun darin, daß
man oft genug zu spät erkennt, wie häufig Fehler
im Augenblick gerade auftreten. Man merkt es leider erst
dann, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.
Und dann gibt es deutliche Verzerrungen, Knacker, oder
der Ton setzt ganz aus. Wenn das passiert, kann man sehr
schnell die Freude an PCM verlieren, denn es gilt: lieber
eine mäßige Aufnahme ohne Aussetzer und Knacker
als eine exzellente Aufnahme, die aber an mehreren Stellen
bis zur Unbrauchbarkeit gestört ist. Bei der erhöhten
Fehlerrate geht es übrigens nicht allein darum, daß
der Tracking-Steller am Videorecorder verdreht werden
muß (damit der Videokopf mittig über die Videobandspur
läuft). Neben Trackingfehlern treten Probleme durch
Drop Outs und deren Verdeckung für Videozwecke sowie
eine schlechte Abstimmung von Recorder und Eingangsschaltung
des Prozessors auf. Eine Tracking-Anzeige (wie beim Sony
PCM F1) kontrolliert zwar die optimale Abtastung des Bandes.
Fehlende oder falsch eingesetzte Daten (Drop Outs bzw.
Video-Verdeckung) werden ebensowenig erfaßt wie
falsches Erkennen der Daten im Prozessor (Recorderjitter,
Pegelprobleme, Videofrequenzgang).
Von den uns bisher bekannten PCM-Adaptern hat der Sanyo
Plus 5 die besten Kontrollanzeigen: Es sind drei grüne
Leuchtdioden vorhanden. Setzt das Leuchten der LED 3 aus,
so kann die erste Stufe (P) der Fehlerkorrektur den Fehler
nicht mehr allein korrigieren. Die zweite Korrekturschaltung
(Q) tritt in Funktion, dabei bleibt die Klangqualität
noch völlig einwandfrei, das Gerät hat jedoch
in Hinsicht auf die Fehlerkorrekturfähigkeit die
Belastbarkeitsgrenze erreicht. Bei Verlöschen von
LED 2 kann auch die zweite Stufe (Q) nicht mehr alle Mängel
des Digitalsignals korrigieren, damit tritt die Fehlerverdeckung
(Interpolation) in Funktion. Das ist zwar schon qualitätsvermindernd,
aber lediglich bei Signalen mit starken Anteilen im hohen
Frequenzbereich wird der Effekt wirklich störend.
Leuchtet dann aber gar LED 1 nicht mehr, so schaltet sich
der Prozessor stumm (Muting), das Signal setzt aus. Man
hört dann zumindest einen lauten Knack, wenn nicht
gar eine lange Pause über mehrere Sekunden auftritt.
Aufblitzen ist besser
Die Anzeige des Sanyo Plus 5 wäre allerdings noch
viel besser, gäbe es nicht das Problem, daß
das Auge die fast immer nur sehr kurzen Leuchtsaussetzer
der LEDs oft gar nicht (als Vorwarnung) erkennt. Werden
die Dunkelphasen länger und damit auch optisch erkannt,
so sind in der Praxis auch schon akustische Beeinträchtigungen
im Ausgangssignal vorhanden. Besser wäre es, die
Farbe und das Aufleuchten der LEDs umzukehren, also keine
Anzeige der ordnungsgemäßen Funktion, sondern
Warnung vor Fehlern. Invertiert wären die LEDs dann
rot und würden bei einer Störung aufblitzen.
Digital Copy als
Jungbrunnen
Aber - wie gesagt - wenn auch lange noch nicht ideal,
so ist die Sanyo-Anzeige dennoch gegenüber der Konkurrenz
vorbildlich. Mit entsprechender Aufmerksamkeit kann man
anhand der Anzeige den Tracking-Steller des Videorecorders
bis zu einer minimalen Fehlerrate optimieren, oder - was
leider auch vorkommen kann - erkennen, daß das Band
nichts taugt oder auch Recorder und Prozessor nicht miteinander
harmonieren. Zumindest ist man aber über die Qualität
des Digitalsignals informiert und sollte bei entsprechenden
Mängeln eine Digital-Kopie dieser fehlerbehafteten
Cassette erstellen. Dafür benötigt man einen
zweiten Recorder. Während dieses digitalen Kopiervorganges
muß man versuchen, das kritische Band optimal abzuspielen
(Trackingsteller variieren, verschiedene Recorder verwenden),
dabei sollte also LED 2 (nicht mehr funktionierende P-
und Q-Fehlerkorrektur) möglichst überhaupt nicht
flackern. Auf die Kopie wird nämlich das fehlerkorrigierte
Signal (und damit, wenn LED 2 immer leuchtet, das völlig
fehlerfreie Signal) aufgezeichnet. Durch diesen Jungbrunnen
ist zu erwarten, daß die Kopie dann in Zukunft problemlos
abgespielt werden kann. Nicht voll korrigierbare Fehler
werden bei diesem Kopiervorgang allerdings ein für
allemal festgeschrieben. Daher sollte eine ausreichend
hohe Qualität des Recorders gewährleistet sein,
ferner sollte das Videoband Drop-Out-arm sein (darüber
informieren die Band-Tests unserer Schwesterzeitschrift
VIDEO SPEZIAL).
a. k. |
|
|
aus: HiFi Stereophonie, Heft
5/1983, Seite 546ff |
|
|
weiter
zu: Test Sony PCM-F1 > |
Herzlichen Dank an die Motorpresse
Stuttgart für die Erlaubnis, diesen Artikel hier zu
veröffentlichen. |
|
|