Ulrich Theimann www.theimann.com
  HiFi-Stereophonie Test Sanyo Plus5
Home > Analog > ReVox A 77 > A77 vs PCM Impressum | E-Mail
Revox
A50
Versionen
  HiFi Stereophonie

A76
Versionen
  Funkschau

A77
Versionen
Daten
Sondermodelle
Presse
  HiFi Stereophonie
  HiFi Stereophonie (Dolby B)
  radio tv Service
  Audio
  Diverse
  A77 vs. PCM
Werkstatt
  Umbau zur High Speed

A700
  Funkschau
  HiFi Stereophonie

B760
  Funkschau
  HiFi Stereophonie
Sony Elcaset
Yamaha
Misc_Tech
History
Titelbild Test
PCM-Prozessor Sanyo Plus 5  
Er ähnelt einem Verstärker mit Pegelanzeigen und produziert soviel Wärme wie eine "anständige" Endstufe. Der Sanyo Plus 5 gehört aber zu einer völlig neuen Gattung von HiFi-Komponenten: er wandelt Musiksignale in ein Fernsehbild, genauer: in einen seriellen Digitalsignalstrom, der wie ein Fernsehbild (Hell-/Dunkelpunkte in einer Streifenanordnung) auf einem Videoband gespeichert werden kann. Wenn man den Plus 5 mit einem geeigneten Videorecorder ergänzt, ersetzt er also das übliche Tonbandgerät, sei es mit Spule oder mit Cassette. Der Test zeigt, wie gut er das kann. Übertragungsfehler und Probleme, wie sie in der bereits veröffentlichten Testserie über 5 PCM-Prozessoren und ein Spulentonbandgerät in HiFi-Stereophonie 9, 10 und 12/82 sowie 2 und 3/83 (inklusive der vorbereitenden theoretischen Grundlagen) ausführlich behandelt wurden, sollen hier nur gestreift werden. Dafür wird auf die individuellen Eigenarten des Plus 5 eingegangen.
 
Zu den wichtigsten Elementen eines Tonbandgerätes gehören der Aussteuerungsknopf und die Aussteuerungsanzeige. Sie beherrschen auch hier die Frontplatte. Mit 23 Leuchtsegmenten ist die Fluoreszenzanzeige bei einem Anzeigebereich von ca. -50 bis +2 dB aufwendig ausgeführt. Der Farbwechsel bei der 0-dB-Grenze von grün auf orange-braun verbessert die Ablesbarkeit auch aus größeren Entfernungen. Nur kurz dauernde Ausschläge werden durch die Peak-Hold-Schaltung verlängert und so auch bei Unaufmerksamkeit besser sichtbar. Aufnehmen kann man ab Mikrophon- (zwei Klinkenbuchsen) oder Hochpegel-Cinch-Eingang. Wiedergabe ist über einen externen Verstärker (Cinch) oder Kopfhörer (Klinke) möglich; dabei können beide Ausgänge getrennt in der Lautstärke variiert werden.
Zu beachten ist der Aufnahme-/Wiedergabeumschalter, der zusätzlich zum Videorecorder betätigt werden muß. Beim Sanyo Plus 5 kann nämlich die Wiedergabeeinheit nicht gleichzeitig mit der Aufnahmeeinheit betrieben werden, weil einige kostenintensive Bauteile für beide Schaltgruppen verwendet werden (was den vergleichsweise günstigen Preis dieses Gerätes erklärt). Neben den Leuchtdioden für Aufnahme und Wiedergabe gibt es noch drei weitere sehr wichtige Anzeigen: Tracking Condition 1, 2, 3. Hier wird angezeigt, wie gut bzw. wie fehlerfrei die Digitalinformation vom Videoband gelesen werden kann. Diese außerordentlich nützliche Anzeige wird getrennt beschrieben (siehe Kasten auf Seite 548).


Der Universalist

Für HiFi ungewöhnlich sind einige Buchsen auf der Rückfront: 2 x BNC und 2 x PL. Diese sind mit 2 x Cinch parallelgeschaltet (nicht entkoppelt, daher nicht gleichzeitig nutzbar). Sie dienen als Ein- und Ausgang für das Videosignal, also für den Anschluß des Videorecorders. Videorecorder weisen unterschiedliche Anschlußnormen auf. Bei Sanyo hat man hier keine Kosten gescheut, um einem Adaptersalat vorzubeugen. BNC ist die vernünftigste Anschlußart und wird auch professionell verwendet. Cinch ist aber auch noch relativ häufig vertreten, weil es preisgünstiger und kleiner ist. Die großen PL-Stecker sind mittlerweile überholt und waren auf dem deutschen Markt auch kaum vertreten. Was fehlt, ist eine AV-Buchse nach DIN. Manche deutschen Recorder sind nur mit dieser Buchse ausgestattet, und man tut sich außerordentlich schwer, PCM-Adapter zusammen mit solchen Geräten zu verwenden. (Daher sollte man bei einer Kombination von PCM-Prozessoren speziell mit Video-2000-Geräten vorsichtig sein).
 
Innenansicht Auf der Printplatte erkennt man neben den Standard-ICs mit 14 oder 16 Beinen fünf größere ICs, vier in schwarzem Kunststoff und einen in einem lilafarbenen Keramikgehäuse mit goldfarbenem Metall-"Deckel". In diesen ICs werden die Digitalinformationen zur Aufnahme codiert und verwürfelt, bei Wiedergabe dann entwürfelt und fehlerkorrigiert. Der Transformator und die Netzteilplatine könnten aus einem kleinen Leistungsverstärker stammen, der Plus 5 liefert aber keine Leistung an Lautsprecher weiter, sondern setzt sie in Wärme um.
Anschlüsse Neben den vier vergoldeten Cinchbuchsen für die Tonsignale sind die unterschiedlichen Videoanschlüsse zu erkennen. Adapter können so vermieden werden. Wichtig ist der kleine Umschalter PAL-NTSC. Den Plus 5 kann man problemlos für Videorecorder beider Normen verwenden. Das ist auch in Deutschland nicht unwichtig, da professionell für PCM-Pseudovideoaufzeichnungen gern NTSC verwendet wird.
Wirklich ohne Einschränkung international einsetzbar wird der Plus 5 aber erst durch seine Umschaltbarkeit von (deutschem) PAL-Fernsehstandard auf NTSC (Japan und USA). Je nach verwendetem Videorecorder bzw. der vom Recorder benutzten Bildnorm muß das Digitalsignal anders aufbereitet werden. Diese Systemwahl erfolgt beim Plus 5 ganz einfach durch einen Schiebeschalter auf der Rückseite, bei Wiedergabe sogar automatisch.

 
Ergebnisse unserer Messungen
Sanyo Plus 5  
Bandgeschwindigkeit und Bandsorte Video-Schrägspur  
       
Klangliche Eigenschaften      
       
Gleichlaufschwankungen     10 Punkte
nur Wiedergabe, bewertet vernachlässigbar  
Eigenaufnahme, bewertet, DIN vernachlässigbar  
Eigenaufnahme, linear vernachlässigbar  
       
Geschwindigkeitsfehler
(Instabilität, Drift, Schlupf)
abhängig vom Videorecorder, üblicherweise sehr gering  
       
Frequenzgänge < 10 Hz bis ca. 20,5 kHz 10,5 Punkte
       
Dynamik (*) Emphasis: Aus/Ein 8 Punkte
Fremdspannungsabstand   72 / 75 dB  
Ruhegeräuschspannungsabstand   75 / 76 dB  
Höhendynamik 14 kHz   78 / 70 dB  
1 kHz, nach Gehör, gemittelt     -  / 76 dB  
       
Aussteuerungseigenschaften     5 Punkte
Anzeige bei 6 dB unter Begrenzung (400 Hz) ca. -4 dB    
       
Höhenaussteuerbarkeit 14 kHz (*) + 3/-6 dB    
       
Veränderung des Obertongehaltes
    10 Punkte
(bei Anzeige 0 dB) ca. 0 dB    
       
Ubersteuerungseinsatz bei kritischem, +1 / ± 0 dB Anzeige  
sehr kritischem Programm - 1/ - 2 dB    
       
Eingänge /Ausgänge     1 Punkt
       
Eingang Mikrophon Line  
Empfindlichkeit (*), Impedanz -63 dBV, 9 kΩ -20 dBV  
äquivalenter Fremd-/Geräuschpegel -125/-129dBV -101/-107dBV  
Rausch-/0bersteuerungsgrenze -46/-25dBV -23/>+16dBV  
       
Ausgang Kopfhörer Line  
Ausgangspegel (*), Impedanz + 9 dBV, 150 Ω + 1 dBV  
max. unverzerrt an 8/400 Ω 10/45 mW    
       
Allgemeine Betriebseigenschaften     2 Punkte
       
Umspulgeschwindigkeit (VTC-5400) relativ zur Wiedergabegeschwindigkeit 42fach    
Umspulzeit für L750 Cassette 278 / 287 s    
       
Gesamtbewertung     69 Punkte
  (entsprechend der üblichen Auswertung für Tonbandgeräte!)  
       
Ungefährer Ladenpreis ca. 3500 DM    
  (zuzüglich geeignetem Videorecorder!) komplett mit VTC-5400 ca. 4800 DM  

(*) Als Aussteuerungsbezugswerte gelten bei PCM-Geräten 6 dB unter Begrenzung, im Hochtonbereich (10 und 14 kHz) vermindert sich dieser Wert ähnlich den weniger strengen analogen Aussteuerungskriterien auf 3 dB unter Begrenzung. Diese Werte entsprechen damit in der praktischen Anwendung weitgehend den bei unseren Tests an analogen Bandgeräten verwendeten Aussteuerungsgrenzen.


Meßergebnisse

Bei den Daten für Gleichlaufschwankungen und Tonhöhe (mittlere Bandgeschwindigkeit) zeigen sich ungewöhnlich gute Ergebnisse. Die Gleichlaufdaten überbieten jedes bisher bei uns gemessene Tonbandgerät, ja man könnte sagen, daß die Speicherung gleichlauffehlerfrei sei.
Aber das ist prinzipiell bei PCM zu erwarten, weil die Gleichlauffehler des Recorders über einen digitalen Zwischenspeicher im Prozessor aufgefangen werden können. Die Daten des Recorders gehen daher nur sehr schwach in das Meßergebnis ein. Da die Bandgeschwindigkeit bei Videorecordern netzsynchron oder sogar quarzgenau ausgeregelt wird (etwas komplizierter und nicht so eindeutig sind die Verhältnisse bei Video 2000), muß auch die Tonhöhe sehr genau eingehalten werden. Bei alten oder "Preiswunder"-Videorecordern muß das allerdings nicht so sein. Auch bei neueren, nicht quarzgeführten Recordern an instabilen Stromversorgungen können Geschwindigkeitsabweichungen auftreten.
Die Umspulzeit hängt natürlich allein vom Videorecorder ab. Generell spulen Videorecorder aber sehr schnell um, zumindest, wenn man das Ergebnis auf die Spielzeit umrechnet. Bei dem im Test verwendeten Sanyo VTC-5400 war dieser Umspulfaktor (42x) gerade noch mit extrem schnellen Cassettenrecordern zu vergleichen. Spulengeräte, insbesondere, wenn sie mit Studiobandgeschwindigkeit laufen, werden distanziert. So erreichte eine Technics-Maschine RS 1500-US bei 38 cm/s lediglich einen Umspulfaktor von 19,5 x (bei 9,5 cm/s Abspielgeschwindigkeit dann allerdings 78 x).


Ein Lineal Bitte!

Die (üblichen Amplituden-)Frequenzgänge sind linealgerade. Da man selbst die leichte Welligkeit von ± 0,5 dB in der obersten Oktave aus dem Diagramm kaum ersehen kann, haben wir auf die Darstellung verzichtet.
Die Dynamikwerte sind - insbesondere was die Höhendynamik bei 14 kHz angeht - sehr gut, zumindest, wenn man sie mit einem Tonbandgerät ohne Kompander vergleicht. Mit Kompander (z. B. Dolby-B) sieht der Vergleich etwas anders aus. Dabei meine ich nicht solche Zahlen, die bei Geräten mit dbx-Kompander veröffentlicht werden, sondern für die Hörpraxis relevante Daten. Hier kann ein Zweispurspulengerät mit Dolby-B und hochwertigem Band insgesamt doch mithalten. Zwei Dinge sind beim Vergleich der Zahlen allerdings zu beachten. Wenn man die Störwirkung des Rauschens und die Verzerrungen bei kleinen Lautstärken berücksichtigt, so ist die Dynamik bei PCM-Systemen um ca. 10 dB kleiner, also schlechter anzusetzen als sie unser Testergebnis zeigt. Allerdings bleiben Übersteuerungen bei PCM bis +6 dB (bezogen auf unseren Aussteuerungsbezugswert) bzw. + 2 dB Anzeige völlig unhörbar, werden aber bei einer weiteren Erhöhung sofort unangenehm. Bei Analogaufnahmen auf Tonbandgeräten nehmen die Verzerrungen bei Aussteuerungen bis + 6 dB (über k3 = 3%) dagegen schon merkbar zu, sind jedoch kurzfristig durchaus tolerabel - und bei weiteren Steigerungen längst nicht so auffällig.
Wenn Sie die Dynamikdaten in HiFi-Stereophonie 12/82 (fünf PCM Prozessoren im Vergleich) gelesen haben, so werden Ihnen in diesem Testbericht leicht verbesserte Werte auffallen. Das Zweitgerät und das noch neuere Drittgerät waren besser, der rechte Kanal des Drittgerätes ragte besonders positiv heraus. Die hier veröffentlichten Werte geben Mittelwerte für diese zwei neueren Geräte wieder. Es ist bemerkenswert, wie unterschiedlich die Dynamikmeßwerte ausfallen: So habe ich Unterschiede in der Störspannung von über 8 dB allein schon zwischen den Stereokanälen gemessen, je nach Betriebstemperatur werden die Werte bis zu 5 dB besser oder schlechter, zwischen den besten und den schlechtesten Ergebnissen lagen über 9 dB! Bewertet man nur den besten Kanal des besten Plus 5, so sind immerhin auch dann noch bei 14 bit PCM ein paar mehr dB im Rauschabstand möglich, wie unser Test des Sony PCM F-1 zeigt.
Sollten Sie als Leser auch anderer HiFi-Testzeitschriften gestutzt haben, als Sie unsere Meßergebnisse lasen, so sei bemerkt, daß unsere Ergebnisse auf die Praxis abgestimmt sind und auch einen zumindest groben Vergleich zu Analogdaten erlauben. Wir sind der Ansicht (siehe auch Diskussion Jecklin contra Klingelnberg in HiFi-Stereophonie 3 und 4/83), daß eine Übersteuerungsreserve unbedingt einkalkuliert werden muß. Unsere Werte liegen daher 6 dB unter der maximal erreichbaren Dynamik. Weiterhin waren die bereits vor einiger Zeit veröffentlichten Daten bei einer anderen deutschen HiFi-Zeitschrift zu gut. Es fallen dort Interpretationsfehler auf - und Meßfehler. So wurden Werte erreicht (92,5 dB Fremdspannungsabstand!), die theoretisch bei 14-bit PCM gar nicht möglich sind.


(12 + 2) bit = 14 bit?

Beim Sanyo Plus 5 wird eine digitale Kompandierung verwendet. Es handelt sich um ein 12-bit-System, das in einem Schritt um 12 dB (= 2 bit) umgeschaltet wird. Diese Umschaltung beginnt bei ca. 14 dB unter Begrenzung (8 dB unter dem von uns definierten Aussteuerungsbezugspunkt). Dies ist gehörmäßig dadurch feststellbar, daß bei Überschreitung dieser Schwelle das Hintergrundrauschen hörbar zunimmt. Die sich hierdurch ergebende Rauschmodulation ist durch ihren relativ plötzlichen Einsatz auffälliger als ähnliche Effekte bei dem analogen Kompandersystem Dolby-B. Bei Dolby-B beträgt die Rauschverstärkung bei hohen Pegeln max. 9 dB, dieses Rauschen setzt in bezug auf den Pegel und die Frequenz (Sliding-Band-Kompander!) weich und damit sehr unauffällig ein. Diese Rauschmodulation wird glücklicherweise bei sehr vielen Musikarten verdeckt und ist daher nur selten direkt auffällig, steht aber im Gegensatz zu der PCM-Systemen zugeschriebenen "new purity", denn gerade die neuerdings mögliche Klangreinheit begeistert an PCM.
Kurz zusammengefaßt bedeutet dies: Der Plus 5 liefert eine Dynamik, die die Schallplatte, übliche Spulen- und erst recht Cassettentonbandgeräte deutlich distanziert, analoge Geräte aber nicht zwangsläufig und immer überbietet. (An die Compact Disc kann der Sanyo Plus 5 natürlich nicht herankommen).
Übrigens denken Sie bitte bei einer Aufnahme daran, das Videoband mindestens 4 s vor dem eigentlichen Stückanfang zu starten. Bei Wiedergabe findet der Plus 5 seinen Synchronisationszustand nur langsam. Er könnte den Anfang verpatzen, da er erst nach knapp 4 s ein Ausgangssignal liefert.


Amateurgerecht?

Der Mikrophoneingang zeigt Werte, die selbst besseren Cassettengeräten nicht angemessen wären. Wirklich hochwertige Eigenaufnahmen sollte man daher in jedem Fall über einen getrennten, besonders hochwertigen Mikrophonvorverstärker machen und die eingebauten Anschlußbuchsen meiden. Die Eingänge brummen zu stark und sind nicht übersteuerungsfest. Um die Dynamik über Band wirklich ausnützen zu können, benötigt man mindestens 6 mV Eingangsspannung!
Bei einer Nachmessung an dem Drittgerät konnten diese Werte bestätigt werden: 6 bzw. 5 mV werden benötigt, um im besseren der Kanäle die maximal mögliche Dynamik bis auf -3 dB zu erreichen, bzw. im schlechteren Kanal, um unsere Dynamikdaten (die ja eine Übersteuerungsreserve von 6 dB berücksichtigen) auch wieder mit -3 dB fast zu erreichen. Mit 1,4 mV kann man zwar bereits bis zur Begrenzung aussteuern, die Aufnahme erreicht also auch dann schon die volle Lautstärke. Bei der Wiedergabe hört man dann aber das Rauschen und Brummen des Eingangsverstärkers. Man verschenkt also etwas von der teuer erkauften Dynamik über Band, und zwar bei 1,4 mV 6 bis 9 dB Ruhegeräuschspannungsabstand (für unseren Aussteuerungsbezugswert) und sogar 11 bis 15 dB, wenn man die maximal mögliche Dynamik zum Vergleich heranzieht. Ab 55 mV Eingangsspannung begrenzen, also verzerren die Eingänge aber bereits! Das ist zu früh. Es entspricht nämlich einer Mikrophonspannung, die ohne weiteres bei Aufnahmen erreicht werden kann, und das muß noch nicht einmal eine laute Rockgruppe sein oder ein Mikrophon, das man "direkt in den Trompetentrichter" steckt. Ein wirklich ohne Einschränkungen nutzbarer Eingangspegelbereich von 20 dB ist gerade am Mikrophoneingang einfach zu wenig. Eine symmetrische Mikrophonkabelführung, die sich bei vielen Amateuren bewährt hat, kann hier nicht genutzt werden, da der Pol 2 der Klinkenbuchse nicht auf Masse liegt.
Am Cinch-Eingang benötigt der Plus 5 mindestens 0,1 V Eingangsspannung, das wird problemlos von allen üblichen HiFi-Signalquellen abgegeben. Zusammen mit der hohen Aussteuerungsreserve ist der Eingang daher qualitiv sehr hochwertig.
Auch der Kopfhörerausgang erfüllt hohe Ansprüche, er übertrifft viele Tonbandgeräte deutlich. Bei extremen Aufnahmebedingungen (lauter Direktschall) sollte man trotzdem einen gut schallisolierten, höherohmigen und lauten Kopfhörer verwenden, aber diese Auswahl ist ja durch unsere Kopfhörer-Tests leicht möglich.
Das Aussteuern darf man bei PCM keinesfalls vergessen. Steuert man zu hoch aus, so verzerrt die Musik stärker als beim Tonbandgerät. Steuert man zu tief aus, so sind auch dann die Verzerrungen bei PCM größer und können auffallen. Der große Dynamikbereich darf also nicht darüber hinwegtäuschen, daß für gute Aufnahmen auch hier große Sorgfalt bei der Aussteuerung notwendig ist. Der Spielraum wird nicht größer. Um so mehr stört es uns, daß die Aussteuerungsanzeige nicht von schräg oben einsehbar ist. Die Lage des 0-dB-Punktes bei ca. 2,5 dB unter der Signalbegrenzung verleitet den Benutzer, generell zu hoch auszusteuern und dabei zwangsläufig in die Begrenzung zu kommen. Hinzu kommt: Die Anzeige ist nicht schnell genug, um bei drohenden Signalbegrenzungen mit Sicherheit zu warnen; Verzerrungen können damit nicht vollkommen verhindert werden. So kennen wir sogar professionelle Aufnahmen mit dem Plus 5, die übersteuert sind. Selbst bei Impulslängen von 80 ms zeigt die Anzeige immer noch 2 bis 3 dB zu wenig an. Solche Minderanzeigen sollte man bei PCM gerade noch bei 3 ms Tondauer tolerieren.
Andererseits zappelt die eigentliche Anzeige sehr stark, weil sie zu schnell zurückläuft. Gegen diesen nervösen Eindruck kann auch die (immer eingeschaltete) automatische Halteschaltung des obersten Anzeigesegmentes (peak hold) nicht viel helfen. Immerhin wird die (ausschaltbare) Höhenvorverzerrung der Aufnahme (Preemphasis), die ja die Übersteuerungsgefahr im Hochtonbereich zusätzlich verstärkt, in der Anzeige voll berücksichtigt. Damit ist mein jahrelanger Kampf um eine Anzeige-Preemphase auch bei japanischen Aufzeichnungsgeräten zumindest bei PCM endlich einmal erfolgreich.


Video-Korrektur: Immer abschalten

Der Sanyo Plus 5 zeigte, verglichen mit allen anderen PCM-Prozessoren, eine auffällig höhere Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Fehlern im digitalen Datenstrom. Der Plus 5 kann nämlich solche Störungen schlecht verarbeiten, die durch die Drop-Out-Kompensation des Videorecorders verursacht werden (aber auch Trackingfehler machen Probleme!). Kann man den Videorecorder nicht speziell auf PCM um- und damit die Video-Drop-Out-Verdeckung ausschalten, so kann der Plus 5 im Gegensatz zur Konkurrenz den Digitalcode nicht mehr befriedigend korrigieren. Bei hochtonreichen Signalen kann das zu extremem Rauschen (bzw. Verzerrungen) führen, die Qualität ist dann nicht mehr brauchbar. Dieses Problem trat bei allen drei Plus-5-Exemplaren auf, ist also typisch. Ob dies einer abgemagerten Fehlerkorrektur anzulasten ist, konnte nicht geklärt werden. Der Plus 5 läßt sich daher nicht mit jedem Videorecorder betreiben, Vorsicht ist geboten. Allerdings gab es auch mindestens zwei Recorder ohne spezielle PCM-Umschaltung, die noch ausreichend gut mit dem Plus 5 harmonierten. Auf eine richtige Tracking-Einstellung mußte jedoch geachtet werden.
 
Sanyo Plus 5 In professioneller Umgebung fühlt sich der Sanyo Plus 5 ebenso wohl wie beim ambitionierten Amateur. Bei Eigenaufnahmen raten wir allerdings zu separaten Mikrophon-Vorverstärkern

Fazit


Der Einstieg in eine neue Technik kann nicht sofort in optimaler Weise gelingen. Mittlerweile haben wir über drei Jahre lange Erfahrungen mit PCM-Prozessoren, und unsere Anforderungen waren dabei immer besonders hoch. Ich denke zum Beispiel an die Produktion der DHFI-Textcassette, deren enge Toleranzen ohne die neue Digitaltechnik kaum hätten eingehalten werden können. Daß in dieser Zeit einige, z.T. vernachlässigbare Probleme auftreten würden, war eigentlich zu erwarten. Die Herstellerinformationen hatten uns zu optimistisch gestimmt, aber zwischen Verstärkern und PCM-Speichern bestehen doch noch gravierende Unterschiede.
Am Sanyo Plus 5 hat uns die Fehleranzeige gefallen. Sie ermöglicht eine gewissenhafte Auswahl des Recorders. Dabei sollte man beachten, daß der Prozessor Plus 5 manchmal äußerst kritisch auf die im Recorder eingebaute Video-Drop-Out-Kompensation reagiert (HiFi-Stereophonie 2/83). Bei den Verzerrungen und in der Dynamik wird noch nicht voll ausgenutzt, was das neue PCM-Speichermedium ermöglicht. So sind die gehörmäßig bewerteten Daten nicht immer einer analogen Aufzeichnung so deutlich überlegen wie von uns erwartet. Gerade im Rauschen war sogar das Zweispur-Spulengerät (Dolby-B) eher überlegen. Die starken Schwankungen der Störspannungen beim Plus 5 sind ungewöhnlich, die Qualität ist nicht konstant. Benutzt man den Plus 5 im wesentlichen als Wiedergabegerät, so verbessert sich die ausnutzbare Qualität. Der Plus 5 kann daher als preisgünstiges PCM-Heimgerät für Wiedergabe empfohlen werden. Ein wesentlicher Vorteil ist natürlich auch, daß man nicht gegen Lieferzeiten ankämpfen muß; allerdings ist auch der Sony-Prozessor mittlerweile wohl auch etwas schneller erhältlich.

Arndt Klingelnberg

 
Wie hoch ist die Fehlerrate?

"Fehlerrate" ist ein Reizwort für den Autor dieser PCM-Tests, und es ist zu wünschen, daß es nie zu einem Reizwort für andere PCM-Anwender werden wird. Wählt man den Videorecorder und das Videoband nicht genügend sorgfältig aus und nimmt man kritische Signale auf, so können zu hohe Fehlerraten auftreten. Besonders, wenn man ohne Qualitätseinbuße kopieren muß, was ja theoretisch zu den entscheidenden Stärken bei PCM gehört. Der Digitalcode wird dann bei der Speicherung und bei der Wiedergabe so stark gestört, daß es zu klanglichen Einbußen kommt. Die Fehlerkorrekturfähigkeit des PCM-Prozessors wird überfordert, und verfälschte digitale Codes ergeben nun einmal, wenn sie beim DigitalVAnalog-Wandler ankommen, hörbare Veränderungen in der Ausgangsspannung.


Die Tracking-Anzeige

Das Problem besteht in der Praxis nun darin, daß man oft genug zu spät erkennt, wie häufig Fehler im Augenblick gerade auftreten. Man merkt es leider erst dann, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Und dann gibt es deutliche Verzerrungen, Knacker, oder der Ton setzt ganz aus. Wenn das passiert, kann man sehr schnell die Freude an PCM verlieren, denn es gilt: lieber eine mäßige Aufnahme ohne Aussetzer und Knacker als eine exzellente Aufnahme, die aber an mehreren Stellen bis zur Unbrauchbarkeit gestört ist. Bei der erhöhten Fehlerrate geht es übrigens nicht allein darum, daß der Tracking-Steller am Videorecorder verdreht werden muß (damit der Videokopf mittig über die Videobandspur läuft). Neben Trackingfehlern treten Probleme durch Drop Outs und deren Verdeckung für Videozwecke sowie eine schlechte Abstimmung von Recorder und Eingangsschaltung des Prozessors auf. Eine Tracking-Anzeige (wie beim Sony PCM F1) kontrolliert zwar die optimale Abtastung des Bandes. Fehlende oder falsch eingesetzte Daten (Drop Outs bzw. Video-Verdeckung) werden ebensowenig erfaßt wie falsches Erkennen der Daten im Prozessor (Recorderjitter, Pegelprobleme, Videofrequenzgang).
Von den uns bisher bekannten PCM-Adaptern hat der Sanyo Plus 5 die besten Kontrollanzeigen: Es sind drei grüne Leuchtdioden vorhanden. Setzt das Leuchten der LED 3 aus, so kann die erste Stufe (P) der Fehlerkorrektur den Fehler nicht mehr allein korrigieren. Die zweite Korrekturschaltung (Q) tritt in Funktion, dabei bleibt die Klangqualität noch völlig einwandfrei, das Gerät hat jedoch in Hinsicht auf die Fehlerkorrekturfähigkeit die Belastbarkeitsgrenze erreicht. Bei Verlöschen von LED 2 kann auch die zweite Stufe (Q) nicht mehr alle Mängel des Digitalsignals korrigieren, damit tritt die Fehlerverdeckung (Interpolation) in Funktion. Das ist zwar schon qualitätsvermindernd, aber lediglich bei Signalen mit starken Anteilen im hohen Frequenzbereich wird der Effekt wirklich störend. Leuchtet dann aber gar LED 1 nicht mehr, so schaltet sich der Prozessor stumm (Muting), das Signal setzt aus. Man hört dann zumindest einen lauten Knack, wenn nicht gar eine lange Pause über mehrere Sekunden auftritt.


Aufblitzen ist besser

Die Anzeige des Sanyo Plus 5 wäre allerdings noch viel besser, gäbe es nicht das Problem, daß das Auge die fast immer nur sehr kurzen Leuchtsaussetzer der LEDs oft gar nicht (als Vorwarnung) erkennt. Werden die Dunkelphasen länger und damit auch optisch erkannt, so sind in der Praxis auch schon akustische Beeinträchtigungen im Ausgangssignal vorhanden. Besser wäre es, die Farbe und das Aufleuchten der LEDs umzukehren, also keine Anzeige der ordnungsgemäßen Funktion, sondern Warnung vor Fehlern. Invertiert wären die LEDs dann rot und würden bei einer Störung aufblitzen.


Digital Copy als Jungbrunnen

Aber - wie gesagt - wenn auch lange noch nicht ideal, so ist die Sanyo-Anzeige dennoch gegenüber der Konkurrenz vorbildlich. Mit entsprechender Aufmerksamkeit kann man anhand der Anzeige den Tracking-Steller des Videorecorders bis zu einer minimalen Fehlerrate optimieren, oder - was leider auch vorkommen kann - erkennen, daß das Band nichts taugt oder auch Recorder und Prozessor nicht miteinander harmonieren. Zumindest ist man aber über die Qualität des Digitalsignals informiert und sollte bei entsprechenden Mängeln eine Digital-Kopie dieser fehlerbehafteten Cassette erstellen. Dafür benötigt man einen zweiten Recorder. Während dieses digitalen Kopiervorganges muß man versuchen, das kritische Band optimal abzuspielen (Trackingsteller variieren, verschiedene Recorder verwenden), dabei sollte also LED 2 (nicht mehr funktionierende P- und Q-Fehlerkorrektur) möglichst überhaupt nicht flackern. Auf die Kopie wird nämlich das fehlerkorrigierte Signal (und damit, wenn LED 2 immer leuchtet, das völlig fehlerfreie Signal) aufgezeichnet. Durch diesen Jungbrunnen ist zu erwarten, daß die Kopie dann in Zukunft problemlos abgespielt werden kann. Nicht voll korrigierbare Fehler werden bei diesem Kopiervorgang allerdings ein für allemal festgeschrieben. Daher sollte eine ausreichend hohe Qualität des Recorders gewährleistet sein, ferner sollte das Videoband Drop-Out-arm sein (darüber informieren die Band-Tests unserer Schwesterzeitschrift VIDEO SPEZIAL).

a. k.
 
aus: HiFi Stereophonie, Heft 5/1983, Seite 546ff  
PCM im Vergleich
Fünf PCM-Prozessoren und ein Analog-Bandgerät mit Dolby-B-NR
12/82 PCM im Vergleich Teil I

2/83 PCM im Vergleich Teil II

3/83 Der Sprung über den Analogschatten (Diskussion Jecklin/Klingelnberg)

4/83 PCM im Vergleich Teil III

4/83 Vergleich Analog-PCM: Eine Widerrede (Diskussion Jecklin/Klingelnberg II)

5/83 Revox A77 2-Spur Dolby Punktebewertung

5/83 Test Sanyo Plus 5

5/83 Test Sony PCM-F1

8/83 Diskussion digitaler Aufnahmetechniken, Leserzuschriften Püllmanns, Mahne
weiter zu: Test Sony PCM-F1 >

Herzlichen Dank an die Motorpresse Stuttgart für die Erlaubnis, diesen Artikel hier zu veröffentlichen.
 
 
Home > Analog > ReVox A 77 > A77 vs PCM Impressum | E-Mail
spacer