Marcel Siegenthaler
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B 760, ein Digital-
Synthesizer- Tuner mit hohem Bedienungskomfort von Studer- Revox |
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Der heutige Stand hochwertiger
Tuner läßt gerne vergessen, wie mühsam der Weg
zum qualitativ einwandfreien Empfang war. Mit der Einführung
der stereofonen Übertragung und dem immer dichter werdenden
Netz starker UKW- Sender mußten bei der Schaltungsauslegung
mehr und mehr gegensätzliche Forderungen berücksichtigt
werden. Heute sind Lösungen bekannt, die diese Forderungen
in recht idealer Weise erfüllen. Für Spitzengeräte
haben sich demnach die Forderungen in Richtung Bedienungskomfort
verlagert. Es spricht für die besondere Sorgfalt bei der
Entwicklung, wenn, wie beim Synthesizer- Tuner B 760 von
Studer- Revox, trotz ungewöhnlicher Steigerung des Bedienungskomforts
auch die Empfangseigenschaften weiter verbessert werden konnten. |
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Einleitung
Kenner der Materie stufen den B 760 als den Tuner der dritten
Generation ein. Das stimmt insofern, als bei diesem Gerät
auch Konstruktionsprinzipien wiederzufinden sind, die bereits
die Vorgängermodelle Revox A 76 und A 720 zum
Erfolg geführt haben. Bei einer Entwicklung hängt
eine preisgünstige Realisation oft entscheidend davon ab,
ob neue Bauelemente bei Beginn der Serienproduktion auf ein
akzeptables Preisniveau gesunken sind. Dies mag vielleicht für
einige "Exoten" nicht zutreffen - aber diese Prestigetuner
werden wie exklusive Sportwagen ohnehin nicht in relevanten
Stückzahlen gebaut. Anders sieht es aus, wenn sich ein
Hersteller zur Devise "Höchste Qualität zum vernünftigen
Preis" bekennt. Stellt er dann zusätzlich - durch
den Einsatz neuer Techniken - bisher nicht bekannte Bedienungsvorteile
in die Welt, ohne daß hochwertige Empfangseigenschaften
"verschenkt" werden, so ist da ein echter Fortschritt
zu verzeichnen, was so häufig in der HiFi- Szene nicht
vorkommt - außer man hängt sich gläubig an die
Werbetexte... |
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Der
Synthesizer- Tuner B 760 von Studer- Revox ist im 25 khz-
Frequenzraster abstimmbar. Er verfügt über 15 Stationstasten.
Handabstimmung ist ebenfalls möglich. Neben der Empfangsfrequenz
wird auch die Kanalnummer angezeigt. |
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Die
gesamte Hf-, Zf-, MPX- und NF- Elektronik ist vollständig
abgeschirmt |
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Nach
dem Abnehmen der Abschirmungen sind die einzelnen Kammern der
nach elektronischen Gesichtspunkten angeordneten Stufen sichtbar.
Linke Seite: Synthesizer, Lokal- Oszillator und Hf- Eingangsteil;
hinten Mitte: passives Zf- Filter; rechte Seite: Zf- Verstärker,
Demodulator und MPX-Decoder |
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Die
Baugruppenanordnung des B 760 ermöglicht eine rationelle
Herstellungsweise mit optimalen Prüfungsmöglichkeiten
während der Fertigung. Nicht zuletzt profitiert auch der
Service von diesem übersichtlichen Aufbau |
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Die
Baugruppen sind in sich funktionsfähig. Im Bild die Moduln
für manuelle Abstimmung und das Display mit CMOS- Speicherelektronik |
Die
Abstimmung, das altbekannte Wesen
Alles, was mit Empfangstechnik zu tun hat, ist mit dem abstimmbaren
Schwingkreis über uns hereingebrochen.
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Aus der Anfangszeit bekannt und immer noch hochgelobt ist der
Drehkondensator (Bild 1). Bei hochwertiger Ausführung
ergeben Abstimmaggregate mit Drehkondensator sehr gute Resultate.
Bei präziser mechanischer Ausführung ist auch eine
genaue Skala erreichbar. Der entscheidende Nachteil dieser Anordnung:
Wie beim alten Dampfradio muß Station um Station gesucht
und sehr exakt eingestellt werden. |
Bild 1. Funktionelle Darstellung
der bekannten Drehko- Abstimmung |
Anders sieht es aus, wenn Kapazitätsdioden zur Hauptabstimmung
benutzt werden. Die "Preomat- Abstimmung" hat den
lange gesuchten Abstimmkomfort gebracht (Bild 2).Die Kapazitätsdiode
wird mit einer Gleichspannung angesteuert (Abstimmspannung).
Mit variablen oder festeingestellten Potentiometern sind so
gleichzeitig die manuelle Abstimmung wie auch die mechanisch-
elektrische programmierte Frequenzwahl realisierbar. Das System
birgt aber wesentliche Mängel in sich, die es für
hohe Anforderungen ungeeignet erscheinen lassen.
Hervorgerufen durch den Temperaturkoeffizienten (Tk) der Diode
und durch Ungenauigkeiten in der Aufbereitung der Abstimmspannung
wie z.B. Unstabilitäten durch Feuchtigkeits- und Schmutzeinflüsse
der verwendeten Kohleschichtpotentiometer, arbeitet der Empfänger-Oszillator
unstabil. "Wohl noch nie was von AFC gehört?"
werden einige entrüstet einwenden. Gehört schon, aber
nie etwas davon gehalten, die Nachteile dieses Systems, wie
z.B. Restabstimmfehler, Nachziehen, Springen und Klirrfaktor
bei tiefen Modulationsfrequenzen, mit in Kauf zu nehmen. Deshalb
ist die AFC- Taste eher ein Anti- Qualitäts-Merkmal.
Zusammenfassend verbleiben der gewöhnlichen Diodenabstimmung
eine schlechte Konstanz und wegen der Kennlinien- Streuung auch
keine genügend exakte Skaleneichung. |
Bild 2. Funktionelle Darstellung
der Abstimmung mit Frequenzzähler und digitaler Anzeige |
Der immerhin mittlere Komfort läßt sich aber durch
den Einsatz eines Frequenzmessers anstelle einer Skala verbessern
(Bild 3).
Der Frequenzmesser mißt die Oszillatorfrequenz unter Beachtung
eines Offsetwertes (Zf- Frequenz) auf der Grundlage einer Quarzreferenz
(Torzeit). Da aber die Auflösung eines Zählers begrenzt
ist, z.B. 50 kHz, ist die Abstimmung innerhalb eines solchen
Schrittes zufällig. Diese Methode benötigt daher außerdem
ein genaues Mitteninstrument (Tuning), damit exakt die Kanalmitte
getroffen wird. |
Bild 3. Funktionelle Darstellung
der Abstimmung mit Frequenzzähler und digitaler Anzeige |
Die
modernste aller Abstimmarten: Kanalraster mit Frequenz- Synthesizer
Für UKW eignet sich aber in hervorragender Weise die modernste
aller Methoden, die Frequenz- Synthesizer- Abstimmung im Kanalraster-
Verfahren. Diese Abstimmung berücksichtigt ideal das starre
Frequenzraster der UKW- Stationen.
Wichtig ist dabei nur, daß die Auflösung gemäß
dem Frequenzraster in Europa mindestens 50 kHz beträgt.
Da aber einige Sender und Groß- Gemeinschaftsantennen-
Anlagen (mit Umsetzern) auch auf "Zwischenschritten"
arbeiten, ist es für die exakte Abstimmung wünschenswert,
sogar eine Auflösung von 25 kHz anzustreben.
Beispiele von Sendefrequenzen im 25 kHz- Raster:
D |
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SWF II Blauen |
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89,175 MHz |
D |
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CFN Soelingen |
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101,125 MHz |
F |
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France
Inter Marseille |
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91,275 MHz |
F |
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France
Culture Amiens |
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88,375 MHz |
F |
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France
Culture Avignon |
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90,725 MHz |
Aus der Aufstellung ist leicht zu ersehen, daß Synthesizer
mit 100- oder gar 200 kHz- Schritten für europäische
Verhältnisse unbrauchbar sind. |
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Bei der Synthesizer-Abstimmung wird die Empfänger-Oszillatorfrequenz
in einem programmierbaren Frequenzteiler geteilt und einem Frequenz-
Phasen- Diskriminator zugeführt (Bild 4). Im Diskriminator
wird diese Frequenz mit einer quarzgenauen Referenzfrequenz
verglichen. Die Korrekturspannung steuert über einen Verstärker
den Oszillatorkreis nach. Mit dieser Anordnung ist sichergestellt,
daß alle Abstimmfrequenzen mit Quarzgenauigkeit exakt
die Kanalmitte treffen; Voraussetzung ist lediglich eine genügend
hohe Auflösung. |
Bild 4. Funktionelle Darstellung
der Abstimmung mit Frequenzsynthesizer und digitaler Anzeige |
Umgesetzt auf den B 760 - den bisher einzigen Tuner mit
25 kHz- Auflösung - sieht die Technik des Synthesizer-
Oszillators folgendermaßen aus:
Die Oszillatorfrequenz (OF) wird über einen Vorteiler (:4)
dem programmierbaren Teiler (:N) zugeführt, der in Teilerschritten
von 3920 bis 4759 - wie ein Getriebe - steuerbar ist (Bild 5).
Die Ansteuerung erfolgt mit einem 12 bit- Digital- Codewort
aus den Abstimm- Matrizen (M= MHz, K= kHz) oder aus dem Frequenzspeicher,
der diese Worte auf 15 Plätzen elektronisch festhält.
Eine spezielle Additionsstufe berücksichtigt den Versatz
um +11 MHz (Zf- Frequenz). Am Ausgang des Teilers erscheint
eine Frequenz von 6,25 kHz.
Die Quarzreferenz von 1,6 MHz (±0,005%) wird in einem
Teiler (:256) ebenfalls auf 6,25 kHz geteilt. Nun werden beide
Frequenzen im Diskriminator in bezug auf Frequenz und Phase
(PLL) verglichen. Die resultierende Korrekturspannung, die schon
bei geringsten Abweichungen in der Phase auftritt, wird in Integrationsverstärker
und im Loop- Filter von der 6,25 kHz- Welligkeit und deren Oberwellen
befreit und dem Oszillatorkreis zugeführt.
Diese Oszillatorschaltung weist die spektrale Reinheit eines
hochwertigen Drehko- Oszillators auf, ist zudem außerordentlich
stabil [±0,005%) und trifft mit digitaler Ansteuerung
immer exakt die Kanalmitte. So sind Komfort und Präzision
vereint.
Die Abstimmspannung für die Hf- Eingangsstufen steuert
die Doppelkapazitätsdioden, die in den Bandfiltern in Quadrupel-
Anordnung aufgebaut sind. Hier ist es angebracht, auf einen
prinzipiellen Nachteil der Dioden- Abstimmung hinzuweisen. An
den Kapazitätsdioden liegt nicht nur die Abstimmspannung
an, sondern auch die Hf- Signalspannung der Schwingkreise. Bei
kleinen Signalspannungen ist dies vernachlässigbar, nicht
aber bei starken Signalen, mit denen es ein Tuner mehr und mehr
zu tun haben wird. Da die Dioden- Kennlinie nicht linear ist,
bewirkt dies eine Erhöhung der mittleren Diodenkapazität
(Verschiebung des Arbeitspunktes).
Ist nun neben dem Nutzsender auch ein starker Störsender
vorhanden, so ist es möglich, daß dessen Modulation
auf die Nutzmodulation übertragen wird. Der Fachmann nennt
diese Störung Kreuzmodulation. |
Bild 5. Funktionelle Darstellung
der Abstimmung mit Frequenzsynthesizer, digitaler Anzeige und
Stationsspeicher im B 760 |
In der aufwendigen Quadrupel- Anordnung besteht nun die Kreiskapazität
für das Hochfrequenzsignal aus Diodenkapazitäten in
Parallel- Serienschaltung (Bild 6). Dadurch verbessert
sich die Übersteuerungsfestigkeit (Großsignalverhalten)
auf ein Vielfaches gegenüber einer Abstimmung mit nur einer
Kapazitätsdiode.
Weitere Vorkehrungen gegen Übersteuerungen in den Hf- Stufen
sind hochaussteuerbare Dual- Gate- MOSFET als Hf- Verstärker
und ein Bandpaßfilter vor dem abgestimmten Antennenkreis.
Dieses Bandpaßfilter unterdrückt Störungen,
die durch Oberwellenmischung starker AM- oder FM- modulierter
Sender auftreten, die außerhalb des UKW- Bandes arbeiten,
oder solchen, die durch Einstrahlung auf der Zf- Frequenz störend
in Erscheinung treten könnten.
Ein gutes Hf- Eingangsteil kann zwei Dinge: Es selektiert optimal
und ist übersteuerungsfest. Die einwandfreie Verarbeitung
starker Signale erfordert auch eine Mischstufe mit hoher Aussteuerbarkeit,
im B 760 als balancierte (symmetrische) Mischstufe mit
vergleichsweise sehr hoher Intermodulationsfestigkeit ausgebildet
(Bild 7 und 8). |
Bild 6. Funktionelle Darstellung
der stufenweisen Entwicklung zur Diodenabstimmung in Quadrupel-
Anordnung.
A= erste Schaltung mit einfacher Kapazitätsdiode;
B= heute übliche Anordnung in Hi-Fi- Geräten mit Doppel-
Kapazitätsdioden (back to back);
C= Quadrupel- Anordnung mit vier Doppel- Kapazitätsdioden
im B 760.
Diese Konfiguration ermöglicht ein um ein Vielfaches verbessertes
Großsignalverhalten |
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Bild 7. Blockdarstellung des
Hf- Eingangsteils im B 760 |
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Bild 8. Schaltbild des Hf- Eingangsteils
im B 760 |
Das Digitalteil für Anwahl, Speicherung und Anzeige der
Stationsfrequenzen
Zur Aufbereitung und Speicherung des 12 bit- Wortes für
die Synthesizer- Abstimmung dient im B 760 eine aufwendige
Digitalelektronik. Zentrale Einheit des Digitalteils ist das
16 x 12 bit- CMOS-Memory (siehe Kasten, Bild 9 und 10). |
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Bild 9. Blockschaltbild des
Digitalteils für Anwahl, Speicherung und Anzeige der Stationsfrequenzen
im B 760. Im Speicher ist von den 15 Stationsadressen Platz
7 angewählt. Die Antennenrotorsteuerung ist nicht serienmäßig
eingebaut
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Bild 10. Schaltbild des Frequenzspeichers
im B 760
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Bei manueller Stationseinstellung am zentralen
Abstimmknopf werden mit zwei kammartigen Kontaktbahnen die Kreuzungspunkte
von Diodenmatrizen angesteuert (20 Positionen für je 50
kHz, 21 Positionen für je 1 MHz).
Entsprechend der gewählten Einstellung liegt an den Ausgängen
der Dioden- Matrizen (EC 1...6 für MHz resp. EC 7...11
für kHz) eine digitale Information, die als Frequenzcode
dem CMOS-Speicher oder über eine Umwegschaltung direkt
dem Synthesizer (FC 1...11) zur Verfügung steht.
Das 12. Bit des Frequenzcodes, angesteuert mit den Tasten ADD(ition)
bzw. CANCEL, bestimmt, über normale Auflösung (50
kHz) oder die zusätzlichen Abstimmzwischenschritte von
25 kHz.
Der entscheidende Vorteil dieser Anordnung besteht darin, daß
jede der 840 einstellbaren Frequenzen in einer digitalen Wortkombination
ausgedrückt wird. Damit ist sie eindeutig und unmißverständlich
festgelegt und ist keinerlei Zufälligkeiten ausgesetzt.
Zum Eingang des Memory führen demnach 12 Leitungen. In
den Speicher werden die Signalzustände dieser Steuerleitungen
parallel eingelesen.
Beim Drücken einer der 15 Stationstasten wird ein 4 bit-
Adreßcode (16 Möglichkeiten) gebildet, gespeichert
und dem CMOS-Memory zugeführt. Dessen Adreß- Selector
schaltet nun das entsprechende, eingespeicherte Frequenzcodewort
an die Ausgänge. Gleichzeitig erfolgt die Anzeige der gewählten
Station durch LED- Ziffern (2).
Soll ein Frequenzcodewort neu eingelesen werden (speichern),
so ist dazu der Befehl mit der Drucktaste STORE IN MEMORY zu
geben.
Um zu verhindern, daß aus Versehen eine gespeicherte Frequenz
gelöscht werden kann, ist zuvor der Sicherheitsschalter
von READ ONLY (nur lesen) auf READ/ WRITE (lesen, schreiben)
umzuschalten - komfortable Sicherheit also.
Eine Taste BLANK gestattet es, in die Speicherplätze eine
sog. "Leerstelle" einzulesen. Sind beispielsweise
am Empfangsort nicht 15 verschiedene Sender zu empfangen, so
müssen trotzdem keine Frequenzen wiederholt werden, nur
um die Speicherplätze zu füllen. Beim Einspeichern
von BLANK wird in die Speicherplätze ein "unmöglicher"
Wert eingegeben (EC 1/ MHz- Hunderter, EC 2/ MHz- Zehner). Dieser
Wert wird beim Auslesen aus dem Memory von der BLANK- Detektor-Schaltung
als unmöglich erkannt, worauf der Empfänger auf stumm
und die Frequenzanzeige auf dunkel schaltet.
Beim Drücken der Taste MANUAL wird über den Stationsspeicher
auf alle vier Adreß- Leitungen eine logische 1 geschaltet.
Dieser Zustand wird vom Manual- Detektor erkannt, was zur Folge
hat, daß sich die Umwegschaltung aktiviert; die Abstimmung
erfolgt manuell.
Zwecks Vermeidung von irgendwelchen elektrischen Schaltgeräuschen
erfaßt eine Logik (SDC- Gate, Synthesizer display control)
alle Umschaltzustände wie Bedienungstasten, Rastzwischenstellungen
bei manueller Abstimmung, Einschaltverzögerungszeit sowie
die Fangzeit des Synthesizers und schaltet während dieser
Vorgänge die Nf stumm und eine Stummschaltanzeige (gelb)
ein.
Am Ausgang des Frequenzspeichers (FC 1...12) werden die Signale
für die 5 stellige LED- Frequenzanzeige "abgezapft".
Im Synthesizer führen dieselben Leitungen (12) auf ein
PROM (programmable read only memory), das so programmiert ist,
daß es dem "elektronischen Getriebe" die richtige
Schaltkonfiguration unter Berücksichtigung eines 11 MHz-
Offsets (Zf- Frequenz- Verschiebung) anbietet (Bild 11).
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CMOS-
Speicher sind höchst sparsame Elemente
CMOS- Speicher sind integrierte
Schaltungen, die eine eingelesene Information als
digitale Schaltzustände speichern. Dazu benötigen
sie Strom, auch wenn das Gerät ausgeschaltet
ist. Deshalb wird der Speicherteil auch bei abgeschaltetem
Gerät mit Strom versorgt. Wird das Netz abgetrennt,
übernehmen eingesetzte Alkali- Batterien die
Stromversorgung des Speichers. Der Speicherinhalt
geht also auch bei einem Transport oder wenn bei
Ferienabwesenheit sämtliche Netzstecker gezogen
sind, nicht verloren. Diese Netzunterbrechung darf
recht lange dauern, denn die CMOS-Speicher sind
sehr sparsame Elemente, sie benötigen zusammen
weniger als 10µA (0, 00001 A). Die Batterien
überbrücken daher einen Netzausfall von
mindestens einem Jahr! |
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Bild 11. Schaltbild des Frequenzsynthesizers
im B 760
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Die Oszillatorfrequenz wird in IC 7 vorgeteilt
(:4) und im Getriebe entsprechend der Schalterstellung hinuntergeteilt
(3920-...4759 fach). Der Ausgang des "Getriebes" (bestehend
aus IC5, 9, 12, 6 und 13) führt auf den Diskriminator (IC
1), dessen Ausgang eine Spannung zur Nachsteuerung des Oszillators
und der Schwingkreise im Hf- Teil liefert. |
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Die 15 Stationstasten
lassen sich mit Sender- Kurzbezeichnungen beschriften. Ein sanfter
Tastendruck genügt, und der Sender ist mit Quarzgenauigkeit
abgestimmt |
Moderne Antennenrotorsteuerung
Die digitale Aufbereitung und Speicherung der Stationsfrequenzen
eröffnet auch bezüglich einer Antennenrotorsteuerung
ganz neue Möglichkeiten. Eine als Zusatz erhältliche
Steuerung übernimmt die Informationen aus dem Adreß-
Speicher (4 bit), verkoppelt diese mit dem Richtungsbefehl (7+1
Richtungen) vom Richtungswähler und speichert beides elektronisch
ab.
Beim Drücken der Stationstasten dreht die Rotorantenne
automatisch auf die vorprogrammierte Richtung. Ist im Stationsspeicher
BLANK programmiert, schaltet sich die Rotorsteuerung bei Betätigung
der entsprechenden Taste selbsttätig aus. Bei manueller
Abstimmung am B 760 (Manual Tuning) schaltet die Rotorsteuerung
ebenfalls automatisch auf manuelle Ansteuerung (Bild 12).
Zf- Filter, Verstärker
und Demodulator in ungewöhnlicher Konfiguration
Zur Erzielung einer von der Begrenzung möglichst unabhängigen
Durchlaßkurve soll das Zf- Filter möglichst weit
vorne im Empfangsteil angeordnet sein. Beim B 760 ist es
vollständig passiv ausgebildet und befindet sich direkt
hinter dem Mischer bzw. vor dem Zf- Verstärker, der keine
Filteraufgaben hat (Bild 13). Das passive 8- Kreis- Filter
ist phasenlinear, d.h. innerhalb des interessierenden Bereiches
bleibt die Gruppenlaufzeit konstant, es arbeitet daher mit sehr
geringen Verzerrungen. Der anschließende Zf- Verstärker
ist sehr breitbandig ausgelegt.
In jeder Zf- Verstärkerstufe wird ein Signal ausgekoppelt
und summiert dem Signalstärkeinstrument (SIGNAL) zugeführt.
Eine spezielle Schaltung (Gain control ampl., Equalizer) sorgt
dafür, daß auch bei großen Antennensignalen
eine brauchbare Anzeige vorhanden ist (was zum Ausrichten von
Rotorantennen sehr wichtig ist). So wird ein logarithmischer
Anzeigebereich von wenigen µV bis über 100 mV Antennenspannung
erreicht. |
Bild 12. Automatische Antennenrotorsteuerung
mit dem B 760 (mit zusätzlichem Interface. Richtungswähler
und Stolle- Programmatic- Antennenrotor). Den 15 (+ 1) Stationsfrequenzen
lassen sich beliebige 7 (+ 1) Antennenrichtungen zuordnen,
1= Richtungsspeicher - Printplatte. 2= Buchse Antennensteuerung,
3= Richtungswähler. 4= Rotor- Steuergerät |
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Bild 13. Blockschaltbild des
Zf-Verstärkers im B 760
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Modul
Hf bis Nf vollständig geschirmt... |
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... und ohne obere Abschirmungen |
Digitaler Koinzidenzdemodulator |
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Der digitale FM- Demodulator ist in Koinzidenzschaltung realisiert,
d.h. er wertet die begrenzte 11 MHz Zf- Rechteckwelle mit einem
entsprechend verzögerten Wellenzug aus (Bild 14).
Die Verzögerung wird mit einer 68,18 ns (0,000 000 068 18
s) "langen" Koaxialleitung erreicht (die mech. Länge
beträgt 13,64 m). Diese Länge entspricht 3/4 Wellenlänge
bei 11 MHz oder 270° Phasenverschiebung. |
Bild 14.
Blockschaltbild des Koinzidenzdemodulators
im B 760 |
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Bild 15. Wirkungsweise des Koinzidenzdemodulators.
Das Koinzidenzsignal weist doppelte Frequenz auf. Koinzidenzsignal-
Mittelwerte für die gewählten Beispiele: A + B: Hub
0 (Zf & 11 MHz): +2-1- (-2) = 0 für 90° und 270°:
C: Huh minus (Zf < 11 MHz): + 3 +(-2) = l für 90°;
D: -1-1 +(-4) = -3 für 270°(** = Polarität umgekehrt).
Signalgewinn bei 68, 18 ns Verzögerungszeit = 3: 1 (10
dB) |
Ist der Sender nicht moduliert, resultiert aus den beiden Wellenzügen
eine symmetrische Rechteckspannung, deren Mittelwert 0 V beträgt
(Bild 15). Ist ein Signal hingegen moduliert - bei FM-Modulation
bedeutet bekanntlich die Frequenzverschiebung Lautstärke,
größte Lautstärke entspricht daher einer Verschiebung
von ±75 kHz (Hub) - , so ergibt sich bei 270° Verzögerung
ein 3mal größeres Nutzsignal als bei Demodulatoren
mit nur 90°.
Dieser Faktor 3 bedeutet 10 dB Gewinn an Fremdspannungsabstand.
Zudem ist die Bandbreite eines solchen Demodulators so groß
(7,33 MHz), daß das Capture Ratio (des Demodulators) nur
ca. 0,1 dB beträgt. Das Capture Ratio der gesamten Empfangsanordnung
wird deshalb allein von Zf- Filter bestimmt. Dieser Typ Demodulator
vereint in idealer Weise große Bandbreite, Verzerrungsarmut
und Dynamik. |
Der Koinzidenz- Modulator arbeitet mit einer koaxialen Verzögerungsleitung
von 13,64 m Länge, die auf einem Spulenkörper mit
120 mm Durchmesser aufgewickelt ist. Der Aufwand lohnt sich,
denn dieser Demodulator vereint große Bandbreite, beste
Stabilität, geringste Verzerrungen und hohe Dynamikwerte. |
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PLL- Stereodecoder und Dolby- Rauschunterdrückungssystem
Entsprechend dem Aufwand im Hf- und im Logik- Teil ist auch
der Nf- Teil für hohe Ansprüche dimensioniert. Im
Stereodecoder erfolgt die Signalaufbereitung für die 38
kHz- Schaltfrequenz in einem diskreten PLL- Kreis.
Dies erlaubt eine phasenstarre Ausfilterung des 19 kHz- Pilottones,
die schmalbandige Selektierung wird durch das Loop- Filter erreicht.
Im Gegensatz zu gebräuchlichen PLL- Anordnungen wird bei
allen Revox- Tunern der PLL- Schaltung für die Hilfsträgerregeneration
nicht das MPX- Signal, sondern nur der vorgefilterte Pilotton
zugeführt. Dadurch arbeitet die Stereodecodierung frei
von Jitter- Verzerrungen.
Der Doppel- Gegentakt- Decoder im Matrix- System weist bei geringstem
Oberwellenspektrum eine sehr gute Kanaltrennung auf und liefert
bei geringen Signalstärken bessere Rauschabstände
als Zeitmultiplexdecoder. Durch Umschalten der Kanaltrennung
auf HIGH BLEND läßt sich im Multiplex- Signal ein
Rauschfilter zuschalten, dieses hat keinen Einfluß auf
den Nf- Frequenzgang, sondern setzt die Kanaltrennung auf eine
Stufe zwischen Stereo- und Monowiedergabe. Mittels aufwendiger
Filternetzwerke werden alle Störkomponenten ferngehalten,
die bei der MPX- Signalaufbereitung irgendwie störend in
Erscheinung treten könnten. Es sind dies: 90 kHz- Tiefpaß
im FM- Demodulator, 130 kHz- Sperrfilter im Logikteil, 19-,
38- und 114 kHz- Filter im Stereo- Decoder sowie zwei hochwertige
Tiefpaßfilter im Nf- Ausgang.
Auch künftige FM- Rauschunterdrückungssysteme (z.B.
Dolby) sind im B 760 bereits berücksichtigt. Ein vom
Besitzer selbst einschiebbarer Print und umschaltbare Entzerrungen
für 75us, 50us oder 25us (Deemphasis) ermöglichen
die Anpassung dieses aufwendigen FM- Tuners auch an künftige
Systeme. Denn ein hoher Aufwand für die Bedienung hat ja
wohl nur dann einen Sinn, wenn auch die Empfangsleistung an
der Spitze steht - für heute und morgen. |
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Marcel
Siegenthaler
(43), nach Ausbildung zum Elektromechaniker Weiterbildung
in Labors für Telefonie und Industrieelektronik.
Anschließend Tätigkeit im Kontrollraum für
Multiplex- Überseetelegrafie bei Radio Schweiz AG.
Danach Ausbildung zum Tontechniker bei Radio Bern (SRG).
Seit 1965 bei Studer- Revox, Aufbau der Abteilung Technische
Dokumentation und Werbung, gegenwärtig Leiter der
Pressestelle bei der Studer- International AG |
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Aus Funkschau Spezial 2 High-
Fidelity, Franzis- Verlag, München 1978 Herzlichen
Dank an die
Funkschau für die Erlaubnis, diesen Artikel hier zu
veröffentlichen. |
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