Ulrich Theimann www.theimann.com
  Grundwissen Magnetband (aus Stereoplay)
Home > Analog > Misc_Tech > Grundwissen Magnetische Speicherung ... Impressum | E-Mail
Revox
Sony Elcaset
Yamaha
Misc_tech
 Magn Speicherung 1
 Magn Speicherung 2
 Spulenbändertest
    Langspielbänder
    Studiobänder
 Bandgeräte einmessen
 Aussteuerungsprobleme
 Aussteuerungsmeßgerät
 Pegelmeßgerät PGM 120
 Spielzeit
 Normen Meßtechnik 1
 Normen Meßtechnik 2
 Entzerrungszeitkonstanten
 DIN-Steckverbindungen
 Kompander
 Tonh Schw Meßgerät
 Symm. Verstärker
 Schellackentzerrer
 Millivoltmeter
 Wechselspg-Millivoltmeter
 Spannungsreferenz
History
Stereoplay Technik-Beilage  
Grundwissen Magnetband, Teil 2  


Die letzte Folge zeigte, wie der Aufnahmekopf die vielen Magnetpartikel der Tonbandschicht magnetisiert und wie dabei eine Aufzeichnung zustande kommt. Die technische Unvollkommenheit einer Tonbandaufzeichnung und -speicherung fällt besonders im Hochtonbereich bei niedrigen Bandgeschwindigkeiten auf:
1. Es tritt bei der Magnetisierung des Bandes am Spalt des Aufnahmekopfes bereits ein Selbstlöscheffekt auf. Laute (kräftig ausgesteuerte) Töne am oberen Ende des Hörfrequenzbereiches kann ein langsam laufendes Band nicht mehr speichern.
2. Die Magnetschicht wird nicht in optimaler Weise über ihre gesamte Tiefe (Dicke) magnetisiert, so daß sich die unterschiedliche Magnetisierung verschiedener Zonen gegenseitig abschwächt.
Der zweite Teil Grundwissen Magnetband behandelt die Wiedergabe und deren zusätzliche Verluste:
1. Die Magnetisierung der Partikel wirkt sich mit zunehmender Entfernung vom Tonkopfspalt kaum mehr auf den Wiedergabekopf aus. Bereits Bruchteile von einem Tausendstel Millimeter Partikel-Spalt-Abstand stören bei Compactcassetten stark.
2. Je mehr die Spaltbreite des Wiedergabekopfes in die Größenordnung der aufzuzeichnenden Wellenlänge kommt, um so schlechter erkennt der Kopf die schnellen Magnetisierungswechsel bei hohen Frequenzen - die Wiedergabeamplitude sinkt mit steigender Frequenz.
Hohe Frequenzen sind also bei der Magnetbandaufzeichnung stark benachteiligt. Ihnen muß eine Anhebung mehr Geltung verschaffen, und zwar entweder bei der Aufnahme oder bei der Wiedergabe oder beiden gleichzeitig. Der Aufnahmeverstärker könnte dafür sorgen, daß der Aufnahmekopf das Band besonders stark (laut) im hohen Frequenzbereich bespricht. Bei der Schreibmaschine hilft ein feines neues Farbband und gutes Papier. Größere Drucktypen helfen auch, aber dann findet weniger Text Platz auf dem Blatt. Beim Bandgerät bedeutet das höhere Bandgeschwindigkeit.

 
Wiedergabevorgang Die Feldlinien der Magnetisierungszonen in der Bandbeschichtung schließen sich am Spalt über den Kern des Wiedergabekopfes. Je schneller der Magnetisierungswechsel (je höher die Frequenz), desto höher ist die induzierte Spannung.

Abstandsdämpfung
Bei hohen Tönen (hohen Frequenzen) und kleinen Bandgeschwindigkeiten folgen die Magnetisierungswechsel sehr dicht aufeinander. Die Länge, über die sich ein kompletter Magnetisierungswechsel erstreckt (Wellenlänge) beträgt bei 1 Kilohertz 48 Mikrometer, bei 14 kHz aber nur noch 3,4 µm.
Bereits bei 1 µm Abstand vom Wiedergabespalt finden bei 1 kHz nur noch knapp 90 Prozent der Feldlinien ihren Weg über den Tonkopf. Das bedeutet eine Schwächung des Signals von gut 1 Dezibel. Bei 14 kHz beträgt die Verminderung immerhin 16 dB, weil der Tonkopf nur noch 16 Prozent der Feldlinien erfassen kann. Bereits ein Abstand von einem viertel Mikrometer bedeutet einen Hochtonverlust von 4 dB bei 14 kHz, was schon deutlich hörbar ist.
Bereits eine rauhe Bandoberfläche schwächt die Wiedergabe hoher Töne. Die "Berggipfel" der Bandoberfläche liegen auf dem Tonkopf auf. Die Magnetpartikel in den Bergen wirken auf den Tonkopf ein, nicht dagegen die aus den entfernten Tälern. Die Hersteller hochwertiger Bänder walzen daher die Bandoberfläche fast spiegelglatt. Die Polierwalzen quetschen im Kalandrierprozeß die Berge in die Täler und ebnen alles ein. Zu rigoros darf allerdings nicht poliert werden, das Band verliert dann seine Selbstreinigungswirkung, es "schmiert".
Feinste Fremdteilchen (Abrieb, der Niederschlag von Zigarettenrauch, Staub) kann ein zu glattes Band nicht mehr vom Tonkopf herunterreiben. Der Dreckfilm hebt das Band vom Tonkopf ab und verstärkt den Hochtonverlust. Der Hersteller muß die Oberflächenvergütung daher sorgsam dosieren.
Die Abstandsverluste erklären auch, warum die Talgteilchen eines Fingerabdruckes auf dem Cassettenband die Wiedergabequalität empfindlich stören. Studiobänder mit 38 cm/s können achtmal so große Abstände verkraften. Dort wirkt ein Fingerabdruck, wie er beim freihändigen Schneiden der Bänder haftenbleibt, kaum.
 

Eine Brille für den Wiedergabekopf


Eine im Hochtonbereich verstärkte Aufzeichnung könnte der kurzsichtige Wiedergabekopf so wie randscharfe und mit hohem Kontrast gedruckte Buchstaben besser lesen. Soll er aber kleine Wellenlängen erkennen, die der Aufnahmekopf ohne Höhenanhebung mit geringer Amplitude aufgezeichnet hat, wie kleine Lettern unscharf und kontrastarm getippt, so müßte er eine Lupe verwenden. Diese (elektronische) Lupe entspräche dann der Anhebung der hohen Frequenzen bei der Wiedergabe.
Beide Kompensationsmethoden, Höhenanhebung bei Aufnahme oder bei Wiedergabe, allein für sich verwendet, versagen in der Praxis. Eine Aufgabenteilung liefert bessere Ergebnisse. Die beste läßt sich nur empirisch finden. Bänder sollen zwischen den Geräten austauschbar sein. Fachleute haben sich deshalb in Normenkommissionen über eine sinnvolle Wiedergabekompensation verständigt. Bei allen Geräten soll der Wiedergabeverstärker die Hochtonverluste im Zusammenwirken mit dem Wiedergabekopf gleich stark kompensieren. Die verbleibenden Fehler muß der Aufnahmeverstärker in jedem Gerät individuell beheben.

Verzerrt, aber nicht verklirrt


Eine beabsichtigte Frequenzgangbeeinflussung heißt Entzerrung. Der auf dem Band vorhandene (bewußt) verzerrte Frequenzgang wird im Idealfall zu einer linealgeraden Frequenzgangkurve zurückentzerrt. Auf guten Cassetten-Etiketten ist die notwendige Entzerrungs-Zeitkonstante in Mikrosekunden (70 oder 120 µs) angegeben, sie charakterisiert die frequenzbeeinflussenden Glieder eindeutig.
Mit (nichtlinearen) Verzerrungen, wie Klirrgrad, Intermodulation und Differenztonbildung, hat die (lineare) Verzerrung des Frequenzganges nichts gemein. Der HiFi-Jargon geht sehr grob vereinfachend mit dem Begriff der "Verzerrung" um.
Wenn der Aufnahmeverstärker den Hochtonverlust voll kompensieren soll, so sind ihm zu lauten Tönen hin schnell Grenzen gesetzt. Wenn alle Teilchen magnetisiert sind, kann die Aufzeichnungslautstärke nicht mehr weiter steigen - das Band ist dann gesättigt. Der Aufnahmeverstärker sollte daher den Hochtonverlust nur so weit auszugleichen trachten, daß eine ungeschwächte Aufzeichnung der maximal auftretenden Lautstärke (genauer: Aussteuerung) auch in den Höhen noch gesichert ist.
Soll aber der Wiedergabeverstärker die Verluste vollkommen kompensieren, so wird das Rauschen zu stark. Gleichzeitig mit den hohen Tönen hebt er leider auch das besonders im Hochtonbereich auftretende Rauschen an. Dem Kurzsichtigen kann eine Lupe zwar weiterhelfen, aber die Lupe zeigt gleichzeitig auch Unvollkommenheiten von Papier und Drucktype. Der Text gewinnt an Größe und damit an Lesbarkeit. Die Schrift bleibt allerdings immer noch verschwommen.
Genormter Bandfluß
Genormter Bandflußverlauf (Magnetisierung nach der Aufnahme) von Chromband (70 µsec) und Normalband (120 µsec). Den Höhenabfall - um frühzeitige Bandsättigung zu vermeiden - gleichen Wiedergabeabtastung und Höhenanhebung wieder aus.

Lieber unsauber oder verrauscht ?

Eine optimale Kompensation ist also so aufzuteilen, daß eine Hochtonübersteuerung möglichst selten stattfindet, gleichzeitig sich aber das Rauschen in Grenzen hält. Die Musik kommt hier der Unvollkommenheit der Technik zu Hilfe. Instrumente strahlen ihren Grundton und die untersten Obertöne mit der größten Lautstärke ab. Obertöne im Bereich 4000 Hertz und höher werden nur noch leise abgestrahlt. Auch dämpft die Luft diesen höherfrequenten Schall stärker als tiefste Töne. Daher sind die Schallanteile im Hochtonbereich schwächer.
Bandgeräte sind hinsichtlich der Entzerrung dann optimal ausgelegt, wenn Rauschen und Übersteuerung ähnlich stark stören. Die Fachleute in den Normenausschüssen haben hier die Qual der Wahl. Je nach Hörgewohnheit und Musikart verschiebt sich das Optimum.
Das Deutsche Institut für Normung (DIN) und das Internationale Electrotechnical Committee (IEC) hat Normen ausgearbeitet. Eine Fehlentscheidung in der Wahl der richtigen Entzerrung kann unangenehme Folgen haben. Die Bandsorte IEC III (FeCr) ist heute fast ausgestorben, das ist unter anderem eine Folge der ungünstig gewählten Normentzerrung von 70 statt 120 Mikrosekunden. Auch Bänder der Gruppe II (Cr) leiden etwas unter dieser Festlegung. Sie werden aufgrund der um 3 bis 4 Dezibel stärkeren Entzerrung im Präsenzbereich oft übersteuert (III auch im Hochtonbereich), dafür rauschen sie aber auch entsprechend weniger. Doch nur wenige Gerätehersteller haben den HiFi-Fan durch geeignete Anzeigen bei der richtigen Aussteuerung unterstützt, aber das greift einem späteren Kapitel vor.

Spektrale Verteilung der Aussteuerungsgrenzwerte
Jedes Instrument zeigt eine andere Lautstärkeverteilung über den Frequenzbereich. Auch durch eine veränderte Plazierung der Mikrophone am Klangkörper ändern sich die Werte. Besonders kritische Beispiele im Präsenz- und Diskantbereich sind Klavier, Chor und schmetternde Hörner. Bis in den obersten Hochtonbereich hinein reichen Sprache (besonders S- und Z-Laute), alle geräuschähnlichen Instrumente wie Schlagzeug, aber auch elektronisch verfremdete oder rein elektronische Instrumente (E-Gitarre mit Verzerrer, Synthesizer).
Besonders im Hochtonbereich treten die Lautstärkespitzen nur selten und nur kurzzeitig auf, impulsartig. Aufwendige Meßmittel sind erforderlich, um sie zu erfassen. Die Compact Disc zeigt, daß nur bei einigen wenigen Aufnahmen (und auch da nur selten) die volle Lautstärke im Hochtonbereich auftritt. UKW-Rundfunk kann prinzipbedingt bei üblichem Betrieb 10 bis 13 Dezibel weniger Spitzenamplitude im Hochtonbereich sauber verkraften, ebenso gute Platten und Tonabnehmersysteme.
PCM-Heimrecorder erreichen eine relative Höhenaussteuerbarkeit von knapp -10 Dezibel. Bandgeräte mit Studiogeschwindigkeit können bei noch geringen Verzerrungen ungefähr 5 Dezibel weniger maximalen Hochtonpegel verarbeiten als im Grundtonbereich.
Cassettenrecorder bilden auch heute noch eindeutig das Schlußlicht. Bei mit Bandgeräten vergleichbaren Verzerrungen verkraften sie um 25 bis 35 Dezibel schwächere Höhen als Tiefen, gute Geräte mit Dolby-C und Metal-Tape schaffen 10 Dezibel mehr. Das ist erschreckend wenig, entspricht aber den Tatsachen.
Da das Ohr bei Bandgeräten auch höhere Verzerrungen toleriert, kann bei Cassetten der Bereich bis ungefähr -10 Dezibel ausgenutzt werden. Das setzt allerdings gute Geräte und Bänder voraus. Nur die Gutmütigkeit des Ohrs erlaubt es, ausreichend gute Aufnahmen von Schallplatte und Rundfunk auf Cassette zu machen (leider nutzt der Rundfunk die Schallplatten nicht technisch aus). Bei wirklich sauber durchgezeichneten Cassettenaufnahmen muß aber die Aussteuerung deutlich vermindert werden.
Die genormten Entzerrungswerte
In Mikrosekunden: Baß/Höhen

Compactcassette:
Typ l 3180/120
Typll/lll/IV 3180/70

Spule
4,8 cm/s 3180/120
9,5 cm/s 3180/90
19 cm/s HiFi/NAB 3180/50
19cm/s CCIR ∞/70
38cm/s NAB 3180/50
38 cm/s CCIR ∞/35

Diese Entzerrungswerte dürfen nicht mit ähnlichen Angaben für die Vorverzerrung (Preemphasis) bei UKW und PCM und die Schneidkennlinie bei Schallplatten gleichgesetzt werden. Bei Bändern kennzeichnet die Zeitkonstante eine Absenkung des Hochtonbereiches, in den anderen Fällen dagegen eine Anhebung bei der Aufnahme oder Sendung.
Übrigens bewirkt erst die Verminderung der Zeitkonstante ein geringeres Rauschen (zum Beispiel Spezialentzerrung der Tandberg 20 A-SE und den professionellen Nagra-Geräten). 38 cm/s NAB etwa rauscht stärker als 19 cm/s NAB, da zwar die gleiche Zeitkonstante verwendet wird, der Hauptrauschanteil sich aber mehr in den hörbaren Bereich verschiebt.

Exakt im Osten liegt die Wahrheit


In der Praxis kann noch aus einem weiteren Grund ein Hochtonverlust auftreten: wegen des Azimutfehlers. Dieser Begriff ist der Astronomie entlehnt. Der Azimutwinkel bezeichnet die Winkelabweichung der Beobachtungsrichtung eines Himmelkörpers gegenüber Osten. Bei einem Bandgerät soll der Azimutwinkel des Tonkopfspaltes exakt Null betragen. Nun soll der Spalt wohl kaum in die Himmelsrichtung Osten zeigen, sondern in den magnetischen Osten. Ein Band ist in Längsrichtung magnetisiert, und die Polung solcher Mini-Magnete kennzeichnet man an den Enden mit Nord oder Süd. Osten liegt dann genau querab, 90 Grad zur Bandbewegung. Ein Tonkopfazimut von Null bedeutet, daß der Spalt exakt senkrecht zur Bandlaufrichtung oder Bandkante steht.
Prinzipiell spielen geringe Abweichungen von der Senkrechten eine untergeordnete Rolle. Wichtig zur Eigenaufnahme ist nur, daß die Spalte bei Aufnahme und Wiedergabe genau gleich ausgerichtet sind. Damit jedoch Bänder leicht von Gerät zu Gerät austauschbar sind, müssen alle Wiedergabeköpfe gleich stehen. Geringste Abweichungen zwischen Aufnahme und Wiedergabe ergeben bereits deutlich hörbare Hochtonverluste. Und da größere Abweichungen von der Senkrechten die effektive Spaltbreite vergrößern, liegt nichts näher, als die senkrechte Spaltstellung als Bezugsnormal zu wählen. Einige Rauschverminderungssysteme reagieren auf solche Azimutfehler kritisch und erzeugen außer einer weiter verminderten Hochtonwiedergabe noch andere Fehler. Zwei abwechselnd benutzte Bandgeräte zeigen besonders dann schlechte Ergebnisse, wenn ihre Tonköpfe in die jeweils andere Richtung aus der Senkrechten heraus gekippt sind. Der Frequenzgangfehler wächst gegenüber dem Winkelfehler stark überproportional an.
Mit dem Azimutfehler ist aber nicht nur ein dumpfes, ausdrucksloses Klangbild verbunden, sondern auch ein Ortungsfehler bei Stereo. Der linke und rechte Kanal verlieren ihren festen und exakten zeitlichen Bezug zueinander (Phasenverschiebung). Die Mitteninformation verschwimmt. Ein in der Mitte der Stereobasis fast aus einem Punkt erklingender Triangel wird zu einer breiten, hin und her pendelnden Klangwolke.
 
Azimutdejustage Wenn das Band am Spalt schief vorbeiläuft, tastet der Spalt bei hohen Frequenzen (kleinen Wellenlängen) gleichzeitig entgegengesetzt magnetisierte Zonen ab. Die Wiedergabespannung sinkt.
Symmetrie der Umschlingung Kopfhöhe
Tonkopf-Zenith Eintauchtiefe
Azimut Band und Tonkopf
müssen exakt zueinander
ausgerichtet sein:
A. Symmetrie der Umschlingung,
B. Tonkopfhöhe,
C. Tonkopf-Zenit;
D. Eintauchtiefe des Kopfes
E. Azimut.
 
Die richtige Einstellung von Tonkopf und Wiedergabefrequenzgang (Entzerrung) bietet alleine aber noch keine Gewähr für ein vollendetes Klangerlebnis - die Eigenschaften der Bänder sind zu unterschiedlich. Gerät und Magnetband bilden eine Funktionseinheit, und beide müssen gut einander angepaßt sein. Ein gutes Gerät mit einem ungeeigneten Band ist genauso HiFi-unfähig wie ein Primitivgerät mit einem Superband.
Bei einigen Geräten können Frequenzgangfehler über die Vormagnetisierung (Bias) von außen korrigiert werden. Intern ist das prinzipiell bei jedem Gerät möglich, jedoch garantiert diese Methode keinen sinnvollen Vormagnetisierungs-Arbeitspunkt im Hinblick auf die Aussteuerbarkeitsgrenzen des Bandes. Optimal wäre es, die Vormagnetisierung so einzustellen, daß die Höhenaussteuerbarkeit (14-Kilohertz-Sättigung) mit Kompander etwa 10 Dezibel unter der Tiefenaussteuerbarkeit (315 Hertz, 3 Prozent Klirr) liegt, Frequenzgangfehler muß dann die Aufnahmeentzerrung kompensieren, die ja an den Aus-steuerbarkeiten nichts mehr ändert.
Diese Methode, den optimalen Arbeitspunkt zu finden, ist allerdings selbst für Einmeßcomputer kompliziert - und zu teuer, daher optimieren die meisten den Frequenzgang im Hochtonbereich mittels des Bias, vornehmere biegen noch zusätzlich das obere Frequenzgangende mit der Aufnahmeentzerrung gerade (Dreipunkt-Messung).
 
Bandkennlinien Die wichtigsten Bandeigenschaften, die von der Vormagnetisierung abhängen: Aussteuerbarkeit bei 315 Hertz sowie 10 und 12,5 Kilohertz (A315, A10, A 12,5 ); Bandempfindlichkeiten bei denselben Frequenzen und Ruherauschen für Eisenoxid (gestrichelt), Chromdioxid (fett) und Metallband (gepunktet).
Was die Vormagnetisierung alles ändert
Viele Daten eines Tonbandes sind abhängig von der Stärke der Vormagnetisierung. Besonders aufschlußreich ist daher ein Diagramm (oben), das die Datenkurven über der Vormagnetisierung zeigt. Es führt die drei wichtigsten Bandklassen (Eisenoxid = I; Chromdioxid = II, Metallpigment = IV) auf. Vertikal ist der Magnetfluß umgerechnet auf 1 Meter Spurbreite aufgetragen (in Nanoweber pro Meter). 0 Dezibel entsprechen dem DIN-Normalpegel von 250 nWb/m, der Dolby-Pegel liegt ungefähr 1,2 Dezibel darunter.
Oben im Diagramm liegen die Kurven für die Aussteuerungsgrenze (A), jeweils für 315 Hz, 10 kHz und 12,5 kHz. Deutlich ist an den tiefer liegenden Kurven die verminderte Aus-steuerbarkeit bei hohen Frequenzen zu erkennen. Steigende Vormagnetisierung verschlechtert die Höhenaussteuerbarkeit, insbesondere im Vergleich zur Kurve bei 315 Hertz. Im mittleren Feld liegen die Empfindlichkeitskurven (E) auch für die gleichen drei Frequenzen. Die Empfindlichkeit bestimmt den Frequenzgang. Die Differenz zwischen diesen Kurven muß durch den Aufsprechverstärker kompensiert werden.
Liegen diese Kurven insgesamt höher, so wird die Wiedergabe bei gleicher Aufnahmeaussteuerung lauter und umgekehrt. Für das spiegelbildliche Funktionieren der Rauschverminderungssysteme ist es wichtig, daß der Aufsprechverstärker solche Lautstärkeunterschiede ausgleichen kann.
Grundempfindlichkeit und Frequenzgang sind über lEC-Reference-Tapes (Bezugsbänder) genormt.
Wichtig sind auch die Rauschkurven (R) unten im Diagramm. Sie geben zusammen mit den Aussteuerungskurven (A) die Dynamikspanne an.
Zu beachten sind bei Chromdioxid die feinen zusätzlichen Linien. Diese liegen beim Rauschen und bei 10 und 12,5 kHz ungefähr 4 Dezibel über den fett gezeichneten Linien. Diese Werte zeigen die Daten der Bänder aus der Klasse II, wenn sie wie bei hochwertigen Musikcassetten mit 120 statt 70 Mikrosekunden entzerrt verwendet werden.
 
Die Verzerrungsgrenze bildet die obere und die Rauschgrenze die untere Begrenzung der Dynamik eines Bandes. Keine Rolle spielt es, ob ein geringes Rauschen zusammen mit einer schwachen Aussteuerbarkeit oder ein deutliches Rauschen mit einer hohen Aussteuerbarkeit auftritt. Die Aufnahme muß nur entsprechend schwächer oder stärker ausgesteuert werden. Graues Papier schont bei gleißendem Licht die Augen, bei sparsamer Beleuchtung bietet dagegen ein weißes Blatt den besseren Kontrast. Das ideale Band bietet gleichzeitig Rauscharmut und eine hohe Aussteuerbarkeit (in allen Frequenzbereichen).
Eine Anmerkung zum Thema Klirrgrad: Die Diskrepanz zwischen Verstärkern und Bandgeräten fällt auf: Verstärkertests kritisieren Klirrwerte von 0,1 Prozent und weniger, bei den Bandgeräten geben sich jedoch Tester mit 3 Prozent zufrieden. Der Unterschied erklärt sich aus dem Hörvorgang. Die harten Verzerrungen eines Verstärkers sind bei reinen Tönen (Sinuston) oft bereits unterhalb von 0,1 Prozent deutlich wahrnehmbar. Beim Tonbandgerät dagegen fallen sie erst oberhalb 5 Prozent auf, denn sie haben andere Ursachen, setzen weicher ein.

Arndt Klingelnberg

 
aus: Stereoplay 8/1984, Seite 71 ff.

Herzlichen Dank an die Motorpresse Stuttgart für die Erlaubnis, diesen Artikel hier zu veröffentlichen.
 
 
Home > Analog > Misc_Tech > Grundwissen Magnetische Speicherung ... Impressum | E-Mail
spacer