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Reinhard Kutzner  

Aussteuerungsmeßgerät mit Leuchtdiodenskala

 
Aussteuerungsmeßgeräte für Tonbandgeräte besitzen meist eine logarithmische Skaleneinteilung im dB-(Dezibel-)Maßstab [1]. Da ein normales Zeigerinstrument eine lineare Anzeigecharakteristik aufweist, muß das Signal entweder auf elektrischem Wege vor der Anzeige logarithmiert werden, oder die Skala wird in einem stark verzerrten Maßstab gezeichnet. Eine Alternative ist eine logarithmische LED-Skala.  

Vorbemerkung


Die elektrische Logarithmierung ist aufwendig und teuer, und außerdem sind derartige Schaltungen auch recht temperaturempfindlich. Dazu kommt noch, daß eine Logarithmierung für jeden Kanal gesondert durchgeführt werden muß.
Beim LED-Peakmeter, das in diesem Beitrag vorgestellt wird, genügt eine Steuerschaltung für viele Kanäle. Die abgemagerte Version zum Nachbau ist für zwei Kanäle dimensioniert. Die Funktionsblöcke sind in Bild 1 dargestellt. Das Konzept ist für maximal 70 Elemente der Anzeige ausgelegt. Die Leuchtdioden werden in Form einer Matrix geschaltet.
 
Blockschaltbild Bild 1. Blockschaltbild für das LED-Peakmeter
70 Anzeige-Elemente

Will man lediglich Übersteuerung anzeigen, so genügt im Prinzip eine einzige Leuchtdiode, die immer dann aufleuchtet, wenn es ohnehin schon viel zu spät für eine Korrektur des Pegels ist. Soll das Meßerät aber zum Beispiel auch dazu verwendet werden, einen Tonkanal zu pegeln oder ein Tonbandgerät einzumessen, so ist eine Anzeige erforderlich, die höchstens ± 0,25 dB Fehler aufweist.
Die Anforderungen liegen bei professionellen Geräten noch höher, aber für den Amateur dürfte dieser Wert sicherlich ausreichend sein. Bei 70 Segmenten kann nun die Pegelzuordnung so eingeteilt werden, daß ein dB auf mehrere Segmente aufgeteilt wird.


Vorteile eines Peakmeters

Das VU-Meter, wie es üblicherweise in Kassettenrecordern und Tonbandgeräten eingebaut wird, ist vom Entwurf her so ausgelegt, daß man daran die Lautstärke des Programms ablesen kann (VU kommt von volume unit = Lautstärke-Einheit). Bei kleinen Pegeln reagiert ein VU-Meter im allgemeinen gar nicht, -und bei lauten Spitzen schwingen die Zeiger wie wildgewordene Dreschflegel hin und her.
Das VU-Meter hat einen Vorteil: es ist billig. Die Nachteile des VU-Meters sind durch elektronische Maßnahmen nicht einfach zu beheben.
Ein Spitzenspannungsmesser zeigt aufgrund seiner hohen Anstiegsgeschwindigkeit auch kurze Impulse unverfälscht an. Durch den langsamen Rücklauf der Anzeige bleibt dem Auge genügend Zeit, um den Wert der Aussteuerungspitzen abzulesen. Das VU-Meter zeigt eine Art "Mittelwert der Aussteuerung" an, der von der Trägheit des Zeigers und der Masse der Spule kommt. Da dieser Mittelwert ein paar dB unter den Spitzenwerten des Signals liegt, wird zuwenig angezeigt, man kompensiert dies dadurch, daß man dem VU-Meter einfach einen Vorlauf gibt, das heißt, man macht es einfach ein paar dB empfindlicher.
Dieser Vorlauf wird Lead genannt. Das benötigte Lead hängt stark von der Statistik des Programm-Materials ab, man hat deshalb einen Kompromiß zwischen Sprache und Musik geschlossen und stellt das Lead auf 8...9 dB ein. Im Unterschied dazu ist die Anzeige des Spitzenspannungsmeßgeräts immer gleich dem Spitzenwert, egal ob es Sprache oder Musik anzeigt, und unabhängig vom Lautstärke-Eindruck. Der Lautstärke-Eindruck hängt im wesentlichen vom Mittelwert des Tonsignals ab (ähnlich dem VU).
Für die Vollaussteuerung von Tonbandgeräten ist die Höhe der Spitzenwerte von besonderem Interesse, da von einem bestimmten Pegel an der Klirrfaktor stark ansteigt. Beim Pegeln (Einmessen) von Tonbandgeräten muß der Unterschied zwischen VU und Spitze genau beachtet werden: das VU-Meter zeigt bei ca. -9 dB unter der Vollaussteuerung Null an! Der Pegel, bei dem das VU-Meter Null anzeigt, wird Operating-Level genannt (im Unterschied zum Peak-Level, der Vollaussteuerung). Im Deutschen gibt es keine so richtig passende Bezeichnung, da im Studio ohnehin nur der Spitzenwert zum Einmessen benutzt wird.


Gestaltung der Skala

Nach den Forderungen der DIN-Norm [1] soll das Peakmeter einen Anzeige-Umfang von 55 dB und eine Auflösung von 0,25 dB haben. Da man diese Forderungen nur schwer unter einen Hut bekommen kann, behilft man sich damit, daß man im Bereich von 0 dB die volle Genauigkeit der Auflösu realisiert. Die restliche Skala quetscht man dann auf Kosten der Genauigkeit zusammen.
Beim LED-Peakmeter ist das genauso, denn pro dB müßte man streng genommen 4 Leuchtdioden anordnen, um die geforderte Genauigkeit zu erhalten, also für die gesamte Skala über 200 Stück. Deshalb wird in der Mitte der Skala der Maßstab umgeschaltet und eine gröbere Stufung von Anzeigeschritten verwendet. Bild 2 zeigt die Skalen-Gestaltung: Im Bereich von +5 dB bis zu -10 dB werden pro dB 2,5 Punkte angezeigt, im Bereich von -10 dB bis zu -42 dB wird ein Punkt pro dB angezeigt.
Diese Verhältnisse können nach Belieben variiert werden. Die mathematischen Grundlagen zur Berechnung einer eigenen Anzeigecharakteristik findet man in [2] und [3].
 
Skalenteilung Bild 2. Vorschlag zur Gestaltung der Skala
Beim LED-Peakmeter richtet sich die Dimensionierung nach der verlangten Genauigkeit. Mit 70 Segmenten wird im interessierenden Bereich, um 0 dB herum, die Anzeige hinreichend genau. Diese 70 Segmente werden im Zeitmultiplex nacheinander getastet, so daß nur durch die Taktfrequenz die Einschwingzeit des Instruments festgelegt wird.

  
n = Anzahl der Segmente
fT = Taktfrequenz

Bei 70 Segmenten und einer Taktfrequenz von 7,0 kHz kommt man auf eine Einschwingzeit von 10 ms.
 
Die Rampenfunktion

Die Bauelemente zur Bestimmung der logarithmischen Kennlinie des Systems sind: 1 C, 3 R, 2 Transistoren, 1 Zenerdiode. Bild 3 zeigt den Analogteil der Schaltung für die Rampenfunktion.
 
Schaltung Analogteil Bild 3. Schaltung des Analogteils zur Gewinnung der Rampenspannung
Die Rampe läuft während 70 Taktintervallen von 5,6 V Anfangs-Wert auf einen durch R1 und R2 beeinflußbaren Wert herunter. Nach 70 Taktintervallen erfolgt einen Takt lang Reset durch die Steuerschaltung an Punkt 7: Der Transistor T1 erhält über den Basiswiderstand einen 0-V-Impuls, er wird leitend und entlädt den Kondensator C.
Nach dem Impuls geht der Transistor wieder in den gesperrten Zustand, und der Kondensator C (6,8...10 nF) wird wieder aufgeladen.
Den Spannungsverlauf an Punkt 12 zeigt das Schirmbild-Foto (Bild 4), auf dem auch der Reset-Impuls (obere Kurve) zu sehen ist. Die untere Kurve zeigt den Ausgangsimpuls des Komparators LM 239, wenn die Spannung an Punkt 12 (im folgenden "Rampe" genannt) mit einer "Eingangsspannung" verglichen wird. Die Rampe wird an den invertierenden Eingang des Komparators gelegt. Solange Ur größer ist als die Eingangsspannung, bleibt der Komparatorausgang auf Null Volt.
 
Oszillogramm Bild 4. Oszillogramme; Reset-Impuls, Rampe und Komparatorausgang
Der Rampenknick

Bei einer beliebigen Taktzahl kann der Rampenknick einprogrammiert werden. Eine entsprechende Kombination von "Zehner"- und "Einer"-Takt wird an den beiden Johnson-Zählern 4017 (Bild 5) abgegriffen und durch eine Und-Schaltung verknüpft. Das Ausgangssignal setzt das JK-Flipflop 4027 und schaltet R2 als zusätzlichen "Entladewiderstand" an den Kondensator der Rampenfunktion (Punkt 8). Wenn nun R2 zugeschaltet wird, ändert sich die Rampenspannung mit einer größeren Geschwindigkeit, und der dB-Maßstab wird damit gröber geteilt.
Der Zähler zählt vorwärts, sein Ausgangssignal muß aber so bewertet werden, als würde er rückwärts, von 70 nach Null zählen. Dabei gilt die Festlegung daß die LEDs so angeordnet sind, daß die höchste Segmentzahl dem höchsten Pegel entspricht. Während die Zähltakte von 70 nach Null laufen, wandert das Anzeigesegment von rechts nach links, von +5 dB nach -40 dB.

Steuerung der Balkenlänge und Regelung der Helligkeit

Der Komparatorausgang (Punkt 5) steuert eine Stromregelschaltung, die den Emitterstrom der Katoden-Treibertransistoren in Abhängigkeit von dem vorgegebenen Sollwert regelt. Solange der Komparatorausgang auf + 12 V liegt, fließt ein Strom durch die Leuchtdiode, der zu der eingestellten Spannung am + -Eingang des Operationsverstärkers proportional ist: dazu mißt der Widerstand R6 den Strom, der Spannungsabfall wird auf den invertierenden Eingang des OPs gegeben, der die Differenz zum + -Eingang ausregelt.
Der Komparatorausgang wird beim Takt Null automatisch zurückgesetzt, weil die Rampe dann mit Sicherheit größer als das Eingangssignal ist (Ausnahme: wenn das Gerät total übersteuert ist).
Der Strommeßwiderstand R6 darf nicht zu groß sein, damit der Spannungsabfall und damit auch die Verlustleistung in Grenzen bleibt. Eine Spannung von 0, 2 Volt reicht als Eingangssignal für den Operationsverstärker vollkommen aus.
Mit dem Potentiometer P1 (P2) kann die Stromstärke und damit die Helligkeit der Anzeige eingestellt werden.
Rl hat Einfluß auf beide Teile der Rampe. Deshalb ist zuerst Rl so abzugleichen, daß von dem Bezugspunkt "Vollaussteuerung" (+ 5 dB) ausgehend ein Pegelwert von-10 dB oder -20 dB (vor dem Knickpunkt) mit Hilfe von Rl abgeglichen wird. Dann wird ein kleinerer Pegel (unterhalb des Knickpunkts) mit Hilfe von R2 abgeglichen.
 
Schaltung Logikteil Bild 5. Schaltbild des Logikteils
LED-Anzeige und Treiber

Während die Rampe abläuft, zählt ein Johnson-Zähler (4017) die Taktimpulse. Seine Ausgänge steuern über die Treiber die "Einer", die Anoden der LED-Matrix an. Die Steuerung der "Einer"-Seite erfolgt für beide Kanäle gemeinsam, man muß nur die Treibertransistoren so auslegen, daß sie auch den maximalen Strom aushalten: im Taktverhältnis von 1:10 müssen sie n-mal den Strom eines Kanals steuern. Der Strom eines Kanals ist aber = Anzahl der Segmente x 5...10 mA x Anzahl der Kanäle.
Die Steuerung auf der Katodenseite kann wegen der Längen-Modulation des Balkens nur für einen Kanal erfolgen. Zweckmäßig ist der Einatz von ICs mit Mehrfach-Darlingtons (z. B. ULN 2003).
 
LED-Array

Im Innern der Matrix sind jeweils 10 Katoden und 10 Anoden der Leuchtdioden miteinander verbunden (Bild 6). Die Anode des ersten Segmentes ist mit den Anoden der Segmente 11, 21, 31... usw. verbunden, nach außen geht für alle gemeinsam ein Anschluß A1. Bild 7 zeigt den Matrix-Aufbau des Verfassers.
Auf der Katodenseite sehen wir, daß die Katoden der ersten 10 Segmente alle miteinander verbunden sind, dies ist der 00- "Zehner"-Anschluß. Wird nun z. B. der 00- "Zehner"-Anschluß auf Masse gelegt und gleichzeitig an den A5- "Einer"-Anschluß eine positive Spannung über einen Vorwiderstand angeschlossen, so kann nur durch die fünfte Leuchtdiode Strom fließen -das fünfte Segment leuchtet auf.
Jedes beliebige Segment der Matrix wird auf diese Weise angesteuert. Nacheinander werden die "Einer" durch einen "Ringzähler" angesteuert, während die, "Zehner" mit 1/10 der Taktfrequenz des "Ringzählers" für die Einer angesteuert werden. Das wird durch die beiden HEF 4017 auf sehr einfache Art und Weise gelöst.
Schaltung LED- Array
Bild 6. Schaltung des LED-Arrays
Foto Matrix
Bild 7. Matrix einer Zeile mit 70 LEDs
Inbetriebnahme
Zuerst prüft man den Oszillator. Wenn der Oszillator nicht schwingt, oder irgendwann stehen bleibt, brennt irgendeine Leuchtdiode durch. Schwingt der Oszillator einwandfrei, sollte die Zählerschaltung ohne die Anzeige geprüft werden.
Der ordnungsgemäße Ablauf der Rampe und das Schalten des Komparators wird geprüft (siehe Oszillogramm in Bild 4). Dann werden anstelle der Anzeige einige Ersatzwiderstände angeschlossen, damit die Funktion der Helltast-Schaltung geprüft werden kann. Erst wenn dies funktioniert, wird die LED-Matrix angeschlossen. Da es sich um Multiplexsteuerung handelt, kann die Funktion nur mit einem Oszilloskop kontrolliert werden.

Kalibrieren und Messen

Wie mit R1 und R2 der Maßstab der Rampe eingestellt wird, wurde bereits beschrieben. Bevor diese Einstellung vorgenommen werden kann, müssen Vorverstärker und Gleichrichter überprüft und eingestellt werden. An den Eingang des Vorverstärkers wird ein Nf-Signal gelegt, das der maximalen Anzeige (+5 dB) entsprechen soll. Dieses Signal kann mit einem Multimeter gemessen werden. Als Meß-Signal soll am Ausgang des Gleichrichters nun die maximale Rampenspannung eingestellt werden: die Spannung der Zehnerdiode = 5,6 V. Alle Segmente leuchten!
Dieses Signal wird nun um 10 dB oder 20 dB abgeschwächt und der Abgleich der Rampe weitergeführt.

Hinweise zum Aufbau

Wegen der Multiplexfrequenz muß die Schaltung in ein abgeschirmtes Gehäuse eingebaut werden. Auch auf ein sauberes Abblocken der Versorgungsspannung ist zu achten, sonst vagabundiert die Multiplexfrequenz in der ganzen Schaltung umher.
 
Literatur
[1] DIN-Norm 45 406. Beuth-Vertriebs-GmbH, Berlin, Köln.
[2] Bronstein: Taschenbuch der Mathematik, Teubner-Verlag, Leipzig.
[3] Tietze, Ch.; Schenk, Ch.: Halbleiter-Schaltungstechnik. Springer-Verlag.
 
Stichworte zum Inhalt
LED-Peakmeter, logarithmische Skala, Rampenknick, LED-Matrix.
 
FUNKSCHAU 1980, Heft 6 Seite 113 ff.

Herzlichen Dank an die Funkschau für die Erlaubnis, diesen Artikel hier zu veröffentlichen.
 
 
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