Ulrich Theimann www.theimann.com
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Stereoplay Technik-Beilage  
HiFi-Grundwissen Magnetische Speicherung Teil 1  


Die Grundlagen der HiFi-Technik III zeigten, daß die Bewegung eines Magneten an einer Spule vorbei in dieser eine Spannung erzeugt (induziert). Die Spule reagiert aber nicht auf die Stärke des Magnetfeldes, sondern auf die Geschwindigkeit der Änderung des Feldes, genauer: des Magnetflusses. Ist der Magnet nah, so ist die Wirkung des Magneten, seine Feldstärke, am Ort der Spule hoch. Sehr viele Feldlinien treten durch die Spule hindurch, das bedeutet einen hohen Magnetfluß. Bei weit entferntem Magnet ist die Feldstärke vernachlässigbar, der Magnetfluß nähert sich dem Wert Null.
Der magnetische Schallspeicher nutzt diesen Effekt. Ein "besprochenes" Magnetband gleicht einer Kette unterschiedlich starker und unterschiedlich gepolter, in unregelmäßigen Abständen aufeinanderfolgender Magnete. An einer Spule (Wiedergabetonkopf) vorbeigezogen, induzieren sie eine schwankende Spannung, ein elektrisches Abbild des magnetischen Musters.
Die Magnetschicht des Bandes enthält Millionen winzig kleiner magnetisierbarer Nadeln. Eine Trägerfolie sorgt für die mechanische Stabilität. Der Bandhersteller beschichtet den Träger mit einer Mischung von Magnetteilchen und Bindemitteln nach streng gehüteter Rezeptur. Ein äußeres Magnetfeld (der Aufnahmekopf erzeugt es) kann diese Ministäbchen unterschiedlich magnetisieren.
Magnete können magnetische "Ladungen" hinterlassen. Auch ohne Hilfe des Magneten ziehen sich Eisenteile dann hinterher noch an, zumindest einige von ihnen sind selbst magnetisch geworden. Darum benutzt ein Fachmann in der Nähe von Tonbändern oder Tonköpfen nur Werkzeug, das mit Sicherheit nicht magnetisiert oder besser unmagnetisierbar ist.
Ein ausreichend starkes Magnetfeld kann die Magnetisierung eines Stoffes wieder verändern, nicht dagegen ein schwaches Magnetfeld. Das magnetisierbare Band eignet sich deshalb geradezu ideal als Speichermedium für eigene Aufnahmen. Die physikalischen Eigenschaften erlauben einerseits ein "Löschen" und erneutes "Aufsprechen", andererseits eine verhältnismäßig unkritische Lagerung.

Pluralismus in der Bandschicht: Jedes Magnetchen denkt anders

Die Teilchen eines Tonbands verlieren (glücklicherweise) erst unmittelbar in einem starken Feld, etwa auf einem Lautsprechermagneten, an Kraft; die Lautstärke beim Abspielen sinkt. (Allerdings büßt die Aufnahme durchaus auch noch bei 10 Zentimetern Abstand und langer Lagerzeit an Qualität ein.) Für jeden Einzelmagneten in der Bandschicht - die "Nädelchen" - gilt, daß das Ummagnetisierungsfeld erst einmal einem bestimmten Schwellenwert erreichen, gleichsam der Widerspenstigen Starrsinn zähmen muß, bevor sich die Magnetisierung ändert. Dieser Eigensinn heißt Koerzitivkraft. Wird er überwunden, "kippt" die Magnetisierung voll um, ähnlich einem Kippschalter. Der Einzelmagnet kennt nur zwei Zustände: plus- oder minus-magnetisiert.
Ist ein Band gelöscht, so sind die abertausend Mikro-Magnetteilchen zwar immer noch jedes für sich voll magnetisiert, aber möglichst ideal regellos. Ihre Wirkungen nach außen kompensieren sich, das nach außen wirksame Magnetfeld wird zu Null. Ein Informationsgehalt fehlt. Ähnlich wie beim Druck, wo kleine schwarze und weiße Punkte Grau ergeben und die Punkte selbst völlig untergehen.
 
Magnetische Abtastung Magnetische Abtastung

Der Wiedergabekopf "saugt" nahe Feldlinien in den magnetisch leitenden Kern. Bewegt sich das Band, so ändert sich die magnetische Durchflutung Φ der Spule, und eine Spannung u wird induziert. Die Frequenz f hängt ab von der Wellenlänge λ, der magnetisehen Information und der Bandgeschwindigkeit v.
In der Magnetschicht sind die Magnetteilchen aber nicht so gleichmäßig verteilt und durch äußerst verzwickte Feldlinien verwoben. Da die Beschaffenheit der Magnetschicht sich in mikroskopischen Längeneinheiten von Bandstück zu Bandstück etwas unterscheidet, "erspürt" der Wiedergabekopf noch ein schwaches Rauschen. Die Magnetisierung schwankt
doch noch ganz geringfügig um Null.
Wird das Band voll durchmagnetisiert (gesättigt), so sind alle Magnete in die gleiche Richtung polarisiert. Alle Nadeln zusammen können nun außen einen starken Magnetfluß hervorrufen.

Nur gemeinsam sind sie stark: gleichgepolt zur Bandsättigung

Eine Löschdrossel gestattet Magnete wieder zu entmagnetisieren. Ähnlich aufgebaut wie ein Transformator, jedoch nur mit einer vom Netzwechselstrom durchflossenen Wicklung und einem offenen Eisenkern, erzeugt sie ein äußeres Wechselfeld. In die Nähe eines magnetischen Teiles gebracht, muß das einwirkende Feld so kräftig sein, daß alle Magnetteilchen fortwährend hin- und hergepolt werden.
Entfernt sich die Drossel, schwächt sich das Feld ab, und es werden immer weniger Teilchen umgepolt, weil quasi deren Starrköpfigkeit unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Einige bleiben in Plus-, andere in Minus-Richtung magnetisiert zurück. Bei langsamer, gleichmäßiger Entfernung der Drossel wird sich ein Gleichgewicht der Teile mit den beiden Magnetisierungsrichtungen einstellen, nach außen hin ist der Gegenstand nicht mehr magnetisiert. Mit ein wenig Übung gelingt es so, Tonköpfe und Bandführungen, aber auch Werkzeuge, durch eine Lautsprechermontage magnetisiert, zuverlässig wieder zu "löschen".
Beim Löschkopf im Bandgerät passiert genau dasselbe, nur bewegt sich das magnetische Band, und die Entmagnetisierdrossel in Form des Löschkopfs bleibt stehen. Er ist freilich etwas raffinierter aufgebaut als die einfache Drossel, das Feld konzentriert sich an einem Spalt des Spulenkerns, genau dort, wo das Band drübergleitet. Das Feld muß hier sehr viel schneller wechseln, damit trotz der kleinen Magnetisierungszone eine vorbeigleitende Bandstelle im abnehmenden Feld neben dem Spalt noch genügend viele Polaritätswechsel erfährt. Gespeist wird der Löschkopf daher mit einem hochfrequenten Strom.
Beim Aufsprechen hat man nun zunächst versucht, einfach Musiksignale über den Spulenstrom (nicht: -spannung) und das zugehörige Magnetfeld auf das Band einwirken zu lassen. Ein geringes Magnetfeld bei Pianostellen würde aber (fast) kein Magnetteilchen umkippen (Feldstärke unter der kleinsten Koerzitivkraft). Ab einer gewissen Magnetfeldstärke fielen dann aber fast alle gleichzeitig um (Feldstärke im Bereich der mittleren Koerzitivkraft). Dieses "nichtlineare" - quasi digitale - Verhalten führte zu extremen Verzerrungen des Tons, geringe Lautstärken könnten überhaupt nicht abgespeichert werden.

Wie ein Kippschalter
Ein leichtes Wackeln am Hebel ist fast immer ohne Auswirkung. Erst eine gehörige Bewegung läßt den Kontakt umschlagen. Und beim Zurückschalten reagiert der Kippfedermechanismus auch wieder erst nahe der Endstellung des Hebels.
Ein magnetisches Teilchen schaltet bei geringen Feldstärken kaum um. Eine Ummagnetisierung bedarf höherer Feldstärken. Positiver und negativer Kippunkt liegen aber beim Kippschalter auseinander, die Spanne dazwischen heißt Hysterese. Ihre Kurvendarstellung kann außer dem "Schaltverhalten" auch noch andere Eigenschaften eines Magnetteilchens abbilden.
HystereseDie Koerzitivkraft Hs gibt die notwendige Feldstärke (H) an, bei der das Teilchen umgepolt wird. Auch nach Wegnahme des äußeren Feldes bleibt eine Magnetisierung (Polarisation J), die Remanenz JRS, bestehen. Der Hebel eines Kippschalters, um die halbe Strecke zurück in Mittelposition gebracht, verändert ja auch den Schaltzustand noch nicht.

Koerzitivkraft, ¡HC > 20 000 A/m (Ampere je Meter)

Sättigungsremanenz BS >0,1 T(Tesla)

Remanenter Sättigungsbandfluß (äußere, auf die Spurbreite bezogene magnetische Gesamtwirkung) ΦRS >1000 nWb/m (Nanoweber je Meter)

Meinungsvielfalt im Band
Der Bandhersteller kann leider keine Magnetteilchen mit genau gleichen magnetischen Eigenschaften produzieren. Zudem beeinflußen sie sich magnetisch gegenseitig. Das Magnetband zeigt als Folge der Überlagerung vieler verschiedener Kurven eine verschliffene Hysteresekurve. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, daß das Magnetfeld H am Aufsprechkopf in der Tiefe der Magnetschicht schwächer wird. Das Bild zeigt die "Scherung" der idealen eckigen Hysteresekurve allein schon aufgrund der unterschiedlichen Anordnung der Magnetstäbchen in der Bandschicht:
a. in Bandlaufrichtung,
b. ungeordnet,
c. parallel zum Spalt.

Bei allen heutigen Bändern werden die Magnetteilchen beim Gießen der Magnetschicht ausgerichtet. Das besorgt ein kräftiger Magnet während des Austrocknens der Beschichtung. Auch jede Abweichung von der idealen Nadelform bedeutet ähnlich wie eine fehlerhafte Ausrichtung einen Verlust in der nach der Aufzeichnung zurückbleibenden Magnetisierung, der Remanenz. (Vergleiche den Punkt JRS aus der Hysteresekurve für Einzelteilchen und die Verschlechterung von Kurve a. auf c.)
Scherung der Hysteresekurve
Beim Gleichschritt bleibt die Dynamik auf der Strecke

Die Entwicklungsgeschichte der Bandaufzeichnung kennt einige Etappen, in denen die Klangqualität jeweils sprunghaft anstieg. Die Gleichstromvormagnetisierung war der erste Meilenstein: Ein zusätzliches konstantes (Gleich-)Feld am Aufsprechspalt muß so eingestellt werden, daß gerade ein Viertel aller Teilchen in Plus-Richtung umkippt. Da vorher jeweils eine Hälfte in der einen oder anderen Richtung magnetisiert war (gelöschtes Band), verläßt das Band den Aufsprechspalt daher zu drei Vierteln plus- und einem Viertel minus-aktiviert. Auf den Wiedergabekopf wirkt dann konstant die Hälfte des maximal möglichen (Sättigungs-)Feldes.
Ein tonfrequentes Wechselfeld kann das Band jetzt entweder entmagnetisieren oder voll durchmagnetisieren. Der Bandfluß kann also zwischen Null und voller Plus-Sättigung schwanken.
Wenn auch die Verzerrungen gegenüber der direkten Aufzeichnung stark abnehmen, so befriedigt der Dynamikumfang überhaupt nicht. Feinste Schwankungen in der Magnetisierbarkeit des Bandes modulieren die Gleichmagnetisierung und führen zu starkem Rauschen. Die Vollaussteuerungsgrenze liegt niedrig, der volle Magnetisierungsspielraum (nach minus hin) kann nicht ausgenutzt werden.
6 Dezibel mehr Aussteuerung brachte dann der nächste Schritt in Gestalt der Grenzkurven-Vormagnetisierung durch die Einbeziehung aller Teilchen in den Prozeß der Ummagnetisierung. Das Band wird nur "pseudo" gelöscht, indem es voll magnetisiert wird. Eine Plus-Sättigung verwischt jeden Informationsinhalt.
Auch hier ist eine Gleichfeld-Vormagnetisierung vorgesehen. Sie ist jedoch stärker als bei der einfachen Gleichfeldvormagnetisierung ausgelegt und polt die Hälfte der Teilchen wieder zurück nach Minus, so daß sich die Wirkung der Magnetnadeln nach außen hin wieder kompensiert. Im Idealfall (und ohne Tonsignal) verläßt das Band den Aufsprechspalt nach außen hin unmagnetisch. Das tonfrequente Magnetfeld kann den gesamten Bereich zwischen voller Plus- oder Minus-Magnetisierung ausnutzen. Dieser Trick funktioniert unter nicht idealen Bedingungen allerdings auch kaum zufriedenstellend. Das Rauschen ist immer noch zu hoch.
Der Zufall gibt oft der Evolution die Sporen, und so wurde dank eines fehlerhaften, schwingenden Aufsprechverstärkers die hochfrequente Vormagnetisierung erfunden oder besser gefunden. Ähnlich wie am Löschkopf - nur etwas schwächer - werden die magnetisierten Bandmagnetchen blitzschnell hin-und her magnetisiert. Der zusätzlich überlagerte Tonfrequenzstrom führt aber dazu, daß nicht nach "Null" entmagnetisiert wird, sondern auf einen bestimmten Wert, der von der momentanen Signalamplitude abhängt. Sie bestimmt also, wie viele Nadeln mit Plus- und wie viele mit Minus-Polung beim Verlassen der Aufsprechspaltzone liegenbleiben. Die nach außen wirksame Magnetisierung, hervorgerufen durch die Summe aller Teilchen, stellt die gespeicherte Information dar.
Mit dem HF-Vormagnetisierungsverfahren kann heute eine hervorragende Qualität in der analogen Tonaufzeichnung erreicht werden. Der mögliche Aussteuerbereich wird zumindest bei tiefen und mittleren Frequenzen gut genutzt. Das Rauschen in Musikpausen ist nur geringfügig höher als bei einem gelöschten oder vollkommen jungfräulichen Band.
Als wesentliche Weiterentwicklung wäre hier nur noch "Dolby headroom-extension Professional" (HX professional) zu nennen. Diese Regelelektronik beeinflußt die Stärke des Vormagnetisierungsstroms in Abhängigkeit vom aufzunehmenden Tonsignal. Das gestattet, einige der noch vorhandenen feinen Fehler der analogen Bandaufzeichnung weiter zu verringern.
Das Feld um den Aufsprechspalt nimmt mit der Entfernung ab. Genauso wie der Löschvorgang findet die Aufzeichnung in Laufrichtung gesehen hinter dem eigentlichen Spalt statt, dort, wo die Feldstärke des Vormagnetisierungsfeldes nicht mehr ausreicht, um den jeweiligen Einzelmagneten umzupolen. In der vollen Tiefe der Bandschicht werden - je nach Höhe der eingestellten Vormagnetisierung - einige Teilchen möglicherweise überhaupt gar nicht erreicht. Das heißt, die Feldstärke genügt nicht mehr zum Umkippen dieser Magnete.
Das wirkt sich insoweit auch positiv aus, als immer eine gleichmäßig dicke Schicht, wenn auch nicht die volle Schichtdicke, magnetisiert wird. Eine starke Vormagnetisierung beeinflußt bei einer schwankenden Schichtdicke wie einer rauhen hinteren Schichtoberfläche (Zwischenfläche zum Träger) den Ton (Modulation).
Die Stärke des Vormagnetisierungsfeldes wirkt sich stark auf die Klangqualität aus. Viele Hersteller haben auch heute noch Schwierigkeiten, bei der Justage einen sinnvollen Kompromiß zu finden. Ist die Vormagnetisierung zu niedrig, können nicht alle in der Schichtdicke zur Verfügung stehenden Teilchen genutzt werden, die maximale Magnetisierung - das ist die Vollaussteuerung - liegt dann tief. Ist die Vormagnetisierung aber zu hoch, so können kurze Wellenlängen nur schwach aufgezeichnet werden; schon während der Aufzeichnung tritt verstärkt ein Selbstlöscheffekt auf.

Jede Frequenz hat ihre Länge
Um den unterschiedlich schnellen Wechsel des Luftdrucks bei einem Ton beschreiben zu können, wurde der Begriff der Frequenz eingeführt. Bezogen auf ein Magnetband, ändert sich aber die Magnetisierung nicht mit der Zeit, sondern über die ablaufende Bandlänge. Je höher der aufgesprochene Ton, um so dichter folgen die Magnetisierungswechsel aufeinander, und um so kürzer sind die als Kette aufgereiht gedachten Magnete, die am Tonkopf vorbeigleiten. Die Bandgeschwindigkeit "transformiert" die Zeitdauer in eine Wegstrecke und umgekehrt. Aus der Periodendauer T eines Schwingungszuges wird die Wellenlänge λ. Da die Periodendauer der Kehrwert der Frequenz f ist, gilt:

λ = v*T = v/f
f = 1/T = v/λ


Wellenlängen:
CompactCassette 4,8 cm/s
20 Hz = 2,4 µm
15 kHz = 3,2 µm
Studiomaschine 38 cm/s
20 Hz = 19 mm
20 kHz = 52 µm
Die Spaltbreiten zum Vergleich:
Wiedergabe Cassette:
bis < l µm
Aufnahme Studio:
7 bis 35 µm
Die Banddicken zum Vergleich:
Schichtdicke: 3 bis 18 µm
Trägerdicke:
6 bis >23 µm
Rückseitenmattierung:
keine oder 2 oder 7 µm
Gesamtdicke:
9 bis >50 µm
So nicht !
MagnetisierungBei der direkten Aufzeichnung führen leise Töne zu keiner Magnetisierung, laute Töne sind stark verzerrt. Als Kennlinie der Aufnahmemagnetisierung H wird die Remanenzkurve der "Neukurve" verwendet. Sie gibt die zurückbleibende (remanente) magnetische Polarisation J an, die sich nach einer unterschiedlich hohen Magnetisierung eines "jungfräulichen" (ideal gelöschten) Bandes einstellt.
In vielen Büchern wird auch die Aufzeichnungsart mit HF-Vormagnetisierung anhand der Remanenzkurve erklärt. Diese Theorie versagt dort jedoch, sie wird quantitativ grob falsch. Wesentlich genauer beschreibt das von G. Schwandtke überarbeitete Modell des Physikers F. Preisach den Magnetisierungsvorgang. Die angegebene Fachliteratur erlaubt, diese Theorie bis in alle Details kennenzulernen.
 

Durch dick und dünn. Kleine und große Wellenlängen


Hohe Frequenzen bei niedrigen Bandgeschwindigkeiten ergeben eine besonders kleine Wellenlänge, und die läßt sich nur schwierig speichern, ein "geometrisches Problem": Wird die Wellenlänge so klein wie die Spaltbreite oder die Magnetschichtdicke, so kann kaum mehr der gesamte Magnetfluß den Wiedergabekopf durchdringen. Die Wiedergabespannung wird fast Null. Doppelte Bandgeschwindigkeit bedeutet Wiedergabe der doppelten Frequenz bei gleicher Qualität (durch gleiche Wellenlänge) oder, wie in der Praxis genutzt, die gleiche hohe Frequenz mit gesteigerter Qualität (durch doppelte Wellenlänge) zu übertragen.
Die Magnetisierung des Bandes unterscheidet sich in den verschiedenen Schichttiefen. Bei besonders dicht aufeinanderfolgenden Ummagnetisierungen können sich die Magnetfelder aus verschieden tiefliegenden Schichten gegenseitig abschwächen. Nicht überall verlaufen die am Aufsprechspalt austretenden Feldlinien ideal in Längsrichtung des Bandes. Die Aufzeichnung auf der Oberfläche eilt der Aufzeichnung in der Schichttiefe voraus, weil die Aufzeichnungszone in unmittelbarer Nähe des Aufsprechspaltes weiter ausgedehnt ist. Bei kleinen Wellenlängen wirkt sich diese Verschiebung und unterschiedliche Ausrichtung der Magnetisierung deutlicher aus.

Manchmal eine gewichtige Feinheit: die Hochtonqualität

Bei hohen Frequenzen und geringer Bandgeschwindigkeit (also kleinen Wellenlängen) ähnelt die Aufzeichnung mit HF-Vormagnetisierung immer mehr den Verhältnissen beim Löschvorgang. So ändert sich der Magnetfeldpegel des aufzusprechenden Signals schon deutlich, während die Magnetteilchen die Aufzeichnungszone auf dem Kopfspiegel nach dem Spalt noch durchlaufen (die Aufzeichnungszone ist nicht mehr klein gegenüber der Wellenlänge). Gerade ein starkes Hochtonsignal zusammen mit dem Vormagnetisierungsfeld verursacht ein teilweises Selbstlöschen schon während der Aufzeichnung - die Aufnahme kommt quasi gar nicht mehr zustande. Das Aufzeichnungsverfahren erzeugt in diesem speziellen Fall zu viele falschherum polarisierte Teilchen, die das Magnetfeld der anderen schwächen.
Die Selbstlöschung zeigt sich beim starken Aussteuern von Cassettenbändern: Eine noch weiter erhöhte Aussteuerung im Hochtonbereich führt wieder zu vermindertem Wiedergabepegel.
Aus allen diesen Punkten erklärt sich die verminderte Leistungsfähigkeit eines Bandes bei der Aufzeichnung des Hochtonbereiches.

Ohne Tiefenwirkung
Der Wiedergabekopf kann nur die magnetischen Feldlinien abtasten, die aus der Bandoberfläche auch austreten können. Aufzeichnungen kurzer Wellenlängen in der Tiefe der Schicht kann er nicht mehr erfassen.
Tiefenmagnetisierung
Nur die Magnetteilchen nahe der Bandoberfläche speichern daher bei kurzen Wellenlängen die Nutzinformation, ein Grund für die kritische Qualität im Hochtonbereich bei langsamlaufenden Bändern.
Für Leser, die sich in das komplizierte Preisach-Diagramm einarbeiten möchten und ausführlichere Informationen suchen, hat stereoplay Literatur zusammengestellt.
Schallspeicherung auf Magnetband
AGFA-Gevaert Nr. 727 (vergriffen, Bücherei) (ausführliche theoretische Grundlagen und praktische Hinweise)

Entzerrung in der magnetischen Schallaufzeichnung

AGFA-Gevaert Nr. 751 (vergriffen, Bücherei) (Alles rund um den Frequenzgang und Wiedergabeverluste)

Fritz Winckel (Herausgeber) Technik der Magnetspeicher Springer-Verlag
(Wissenschaftliches Grundlagenwerk, teurer, aber umfassend)

Friedrich Engel, Compact Cassetten
Laterna Magica Verlag (+ BASF) (Allgemeine Grundlagen bis zu wissenswerten Details. Nicht ganz so technisch tiefschürfend, gerade deshalb gut verständlich. Sinnvolle Informationen auch für HiFi-Fachleute)
 
Bilder aus: Agfa Schallspeicherung auf Magnetband  

In der nächsten Folge: Tonkopfjustage Entzerrung Aussteuerbarkeit >
   
aus: Stereoplay 7/1984, Seite 67 ff.

Herzlichen Dank an die Motorpresse Stuttgart für die Erlaubnis, diesen Artikel hier zu veröffentlichen.
 
 
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